Samstag, 21. Juni 2008

Baby mit Down-Syndrom: Baden und Duschen

Vorab: Selbstverstaendlich wird ein Baby mit Down-Syndrom genauso gebadet oder geduscht wie jedes andere Baby auch, was Methoden, "Hilfsmittel" und Zweck der Uebung anbelangt.

Dennoch gibt es einen Unterschied, der mir erst jetzt so richtig klar wird, wo K-C groessere Fortschritte macht.
Die meisten Leute baden ihre Babys in auf Spanisch sogenannten bañeras, so etwas wie kleine Badewannen aus Plastik oder anderen Materialien, die in letzter Zeit immer haeufiger (abnehmbar) oben in Moebelstuecken eingebettet sind, um die Badeebene auf rueckenfreundlichem Niveau zu haben und den Platz darunter nicht zu verschwenden.
Selbstverstaendlich gibt es viele verschiedene Varianten.
Wir aber besitzen ein solches Moebelstueck aus gutem, dreimaldraufklopffaehigem Holz bereits aus Niklas´ Babyzeiten, welches uns auch hervorragende Dienste geleistet hat. (Den bequemen Wasser-Ablass-Schlauch haben wir aus Ekelgruenden schnell beiseite gelassen, das Ding wird per Eimerei gefuellt und nach dem Babybad so wie es ist in den Hoehlenpatio ausgeschuettet.)

Von Babys mit dem Extrachromosom wissen wir, dass sie mit einer kleineren oder groesseren Entwicklungsbremse ausgeruestet sind. Was bedeutet, dass z. Bsp. K-C nach seinem Alter gar kein Baby mehr ist, nach seinen Faehigkeiten und anderem allerdings doch noch.
Was wiederum in unserem Fall konkret bedeutet, dass K-C mittlerweile schon in der Lage ist - und maechtig Spass dran hat - soviel Wasser wie moeglich aus der kleinen Wanne herauszuplantschen, waehrend er andererseits aber noch nicht faehig ist (war), halbwegs sicher in dem Ding zu sitzen.
Was daran ein Problem sein koennte?
Ganz einfach!
Holz und Wasser vertragen sich nicht allzu gut.
In dem Moment, in dem das Baby mit besagten Spritz- und Ueberlauftaetigkeiten beginnt, ist es an der Zeit, die Miniwanne samt Bewohner einem Umzug zu unterziehen. Am besten dorthin, wo Wassermassen auf dem Boden und ringsumher keine Gefahr fuer einen Herzinfarkt der ueblicherweise fuer die Hoehlenreinigung verantwortlichen Personen darstellt.
Im Falle unserer nicht allzu grosszuegig bemessenen Hoehle bleibt da nur die Duschkabine.

Ich gehe davon aus, dass dem geneigten Leser das Problem immer noch nicht klar ist.

Es gibt erstaunlich viele Leute, die ihr Baby einfach unter dem Duschstrahl auf Arm und Schulter "reinigen". Das funktioniert auf jeden Fall. Auch wir machen von dieser Taktik Gebrauch, wenn wir zum Beispiel in Urlaub fahren, ohne die Miniwanne mitzunehmen. So ganz ueberzeugt von dieser Variante bin aber nicht, denn Seife oder Duschgel machen auch Babys Haut glatschi-glutschi-glitschig - und wenn Baby dann noch meint, gerade nicht geduscht werden zu wollen und sich mit Trampel-Strampel-Drill-Einheiten zu wehren, dann kann es schon einmal gefaehrlich werden.

Ich sollte aber zum "rueckenfreundlichen Niveau" zurueckkehren. Welches nach dem Umzug in die Duschkabine nicht mehr gegeben ist, da die Miniwanne dort auf dem Boden steht und nicht mehr schoen arm- und schultermuskelfreundlich auf etwas-ueber-Bauch-Hoehe. Man muss dazu wissen, dass die Miniwanne tief und K-C immer noch klein genug sind, um einen ganz schoenen ungewollten Tauchschreck zu produzieren.

Die jetzt einzige Moeglichkeit, weiter oben genannte Muskelgruppen effektiv und zuverlaessig zum Einsatz zu bringen ist, neben der Miniwanne auf den nasskalten Fliesen zu knien. Man probiere diese Variante dreimal (knappe 10 sich heftigst bewegende Kilo dabei nicht nur im Zaum zu halten sondern auch noch zu waschen - von oben bis unten und von vorn bis hinten) - und man wird wahrscheinlich feststellen, dass diese Version so weit vom Optimalzustand koerperlicher Betaetigung entfernt ist wie meine Nase von anderer Leute Angelegenheiten.

Wenn man die Moeglichkeit, einen tauglichen einskommazweimetrigen Unterboden fuer die Miniwanne zu schustern, einmal als faulheitsbedingt ausschliesst, bleibt nur noch folgendes: Niklas´ Plastikstuhl!
Der passt noch gerade so mit in die Duschkabine. Und ich passe drauf. Sitzenderweise.
Nicht, dass das jetzige Nach-unten-Beugen meinem Ruecken wirklich besser bekaeme.
Und die Kraftuebertragung auf K-C wird auf ein Maximum verringert.

ABER
- und nun kann ich endlich zum Punkt kommen -
gluecklicherweise ist auch dieses Problem seit wenigen Tagen kein solches mehr.
Denn K-C hat einiges an Sitz- und Festhaltesicherheit gewonnen.
Das folgende mag brutal klingen, ist es aber keineswegs.
Eine Seite der Miniwanne ist babyrueckentauglich geformt.
K-C wird mit seinem Ruecken zu dieser Seite hin hingesetzt.
Und zur Sicherheit kommt mein Fuss (mit dazugehoerigem Bein) einfach zwischen K-Cs Beine. Er kann so nicht mehr nach vorn rutschen und hat ueberhaupt wenig Spielraum, irgendwohin zu rutschen. Was das seitliche Gefaelle anbelangt, das bekommt K-C nun endlich selbst auf die Reihe (und genau da liegt der grosse Unterschied zwischen Gestern und Heute!).

Verstanden?

Ich muss mich immer noch nach vorn beugen.
Ohne aber dabei Gewicht halten oder baendigen zu muessen.
Selbst fuers Ruecken- und Hinternwaschen ist K-C mittlerweile in der Lage, fuer kurze Zeit zu stehen. D.h. ich beuge mich leicht vor (den zweiten Fuss am besten auch in die Miniwanne bugsierend), presse ihn leicht an mich und schwupps, ist er auch hinten sauber.
Mein Ruecken singt Loblieder.
Meine Arme und Schultern singen Loblieder.
ICH singe Loblieder.

Mein Bekleidungszustand waehrend dieser Prozedur sollte hinreichend Grund sein, warum keine Veroeffentlichung von Fotos zur Untermalung moeglich ist.

4 Kommentare:

jule hat gesagt…

Moderne Babys werden in sogenannten Babyeimern gebadet:http://www.baby-zeit.de/images/bilder/baden.jpg

Angeblich soll das den Babys besser gefallen, weil die Enge und das warme Wasser an die Fruchtwasserzeit in Mamas Bauch erinnert.

Sowie andere Babys beim Baden mit Lust an der Sache strampeln, weiß ich nicht, welcher Theorie ich mehr glauben soll.

SuperMax wäre wohl für so nen Eimer schon zu groß?

lg, jule

rolandmex hat gesagt…

Ich dusche mit meiner Tochter schon seit Monaten; schon bevor sie sitzen konnte. Das soll (laut Aussage der Psychologin der VIFAC) eine sehr gute (valga la redundancia) psychologische Bindung zwischen Vater und Kind erzeugen (und ja: seither himmelt sie mich an... ;-) ).
Zur Vermeidung von "Glitschi-glutschi" zieht Papi einfach ein altes T-Shirt an; da flutscht ein eingeseiftes Kind nicht mehr so einfach aus den Armen. Glücklicherweise mag es meine Tochter sehr zu duschen; von daher sind Zappel-Peter-Anfälle recht selten.

Andrea Dusche hat gesagt…

Bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen, war eigentlich auf der Suche nach Babybadewannenspielzeug - werde demnächst einen Neffen haben :-) Völlig egal, was ich sagen wollte: Wunderschön, deinem Sohn zuzusehen, wie er die Welt erkundet.

Martina Duschel hat gesagt…

Mein Cousin hat auch dieses Extrachromosom. Bin mit ihm aufgewachsen - er ist mittlerweile Mitte 30 - fange aber erst jetzt an, was es tatsächlich bedeutet ein Downbaby zu haben.
Ihr habt da ein schönes Projekt, Martina

 
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