Donnerstag, 7. August 2008

Google Translation Center - was steckt dahinter? Google auf dem Weg zum perfekten Uebersetzungstool vielleicht?

Philipp Lenssen bei Google Blogscoped entdeckte am Montag das neue Google Translation Center, welches anscheinend ein Uebersetzungsservice auf Basis menschlicher Arbeit werden soll. Die bei Philipp beschriebenen Detailerklaerungen sind erst einmal wieder von der Beta-Seite entfernt worden, in deutscher Sprache berichtet unter anderem Eric Makswitat bei Stereopoly.

Nach den ersten Beurteilungen soll es beim Google Translation Center genau darum gehen, was der Name besagt. Dokumente in ueber 40 Sprachen uebersetzen zu lassen naemlich. Nicht von einer Maschine oder einem Programm, sondern von qualifizierten Uebersetzern. Auf Freiwilligenbasis oder gegen Bezahlung. Wobei Google betont, dass man dort nichts mit dem geschaeftlichen Teil der Angelegenheit zu tun haben will - dieses Detail soll ausschliesslich dem Uebersetzenden und dem Suchenden ueberlassen bleiben.

Geht es Google also nur darum, eine wirklich zentrale Anlaufstelle fuer Online-Uebersetzungen zu schaffen? Und das Ganze zu einem guenstigen Preis oder gar gratis?
Das ist zu bezweifeln. Wenn Google etwas anpackt, steckt meist etwas mehr dahinter als man im Augenblick erkennen kann. Selbstverstaendlich ist das Ziel manchmal doch offensichtlich, wie beispielsweise die gerade in Angriff genommene Zusammenarbeit Googles mit top100.cn (unter den Verantwortlichen befindet sich Chinas NBA-Star Yao Ming), mit der sich Google erstmals auf den Sektor der legalen Musikdownloads begibt (Steven Musil und Stefan Beiersmann berichten auf Deutsch bei ZDNet).
Ausgerechnet in China?
Ja, ausgerechnet in China.
Denn im Land des Olympischen Zensursmogs ist Google mit 26% Marktanteil weit davon entfernt, dominant zu sein.
Das Mass aller Dinge in China heisst baidu.com, was Suchmaschinen anbelangt. Und dagegen muss auf einem solch starken Markt wie dem chinesischen natuerlich etwas getan werden. Den ersten Schritt zur Wachabloesung unternahm baidu.com allerdings selbst, denn diese Webpraesenz bewegt sich laengst jenseits der Grenze zur Illegalitaet. Bemerkenswert, wie wenig man sich um Klagen von Universal, Sony BMG, Warner & Co. schert. Man macht einfach munter weiter.

Aber zurueck zum Thema.
Die Uebersetzungen im Google Translation Center sollen ueber eine Eingabemaske abgewickelt werden, und nicht etwa nach dem Prinzip: Dokument per e-mail hin und hergeschickt (wie z. Bsp. ich selbst die manchmal von mir akzeptierten Uebersetzungen zwischen den Sprachen Deutsch, Spanisch und Englisch handhabe).
Dies wiederum bedeutet, dass man davon ausgehen kann, dass man als Translator im Google Translation Center die jeweilige Uebersetzung nicht nur dem Kunden liefert, sondern auch Google.
Und dieser Umstand koennte Google die Tuer oeffnen, um seine Online-Sprachtools auf ein Niveau zu heben, welches fuer andere maschinelle online translator unerreichbar ist. Denn was all diesen Anbietern fehlt, um ueber das Stadium der Unzulaenglichkeit hinauszukommen, ist humane Beteiligung. Seit geraumer Zeit bittet Google zwar darum, bei Benutzung seiner Sprachtools bessere Uebersetzungsvorschlaege zu machen, aber wer beteiligt sich schon daran?

Google Translator Sprachtool

Kein wirklich zufriedenstellendes Uebersetzungsresultat fuer den fett gedruckten Teil, oder? Zugegeben, das Wort "schon" ist ein echter Problemfall, wenn wir uns nur einmal die moeglichen (deutschen) Bedeutungen bei Leo ansehen und es ist zu bezweifeln, dass ein Computerprogramm trotz massiver menschlicher Beteiligung an der Entwicklung in absehbarer Zeit in der Lage sein wird, die korrekten Unterscheidungen zu erkennen. Aber mittelfristig gesehen waere Google faehig, zumindest in die Naehe der Perfektion zu gelangen, was nach heutigem Stand der Dinge bedeutet, dass am Ergebnis des Uebersetzungstools wirklich nur noch kleine Fehler ausgebuegelt werden muessten.

Einen solchen fast perfekten Zustand zu erreichen, wuerde Google auf dem Markt der programmbasierten Gratis-Online-Uebersetzer in eine konkurrenzlose Position bringen, denn noch steht zumindest Babelfish von Yahoo als ernstzunehmender Wettbewerber ganz gut da.

Und wer wuerde fuer das Erreichen dieser neuerlichen Monopolstellung Googles bezahlen?
Der Kunde, der eine Uebersetzung braucht und Google damit beauftragt, natuerlich. Wie viele Fliegen sind das jetzt, die Google mit einer Klappe schlagen wuerde?

Nun heisst es aber erst einmal abwarten, wie das Google Translation Center am Ende wirklich funktionieren wird. Und wie Google seine Uebersetzer findet. Kann man sich da bewerben?

 
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