Montag, 11. August 2008

Wieviele Stiche verträgt ein Herz, bevor es bricht?

Um unsere Seele etwas weniger zu belasten, unseren inneren Schmerz ein wenig zu reduzieren, suchen wir in schwierigen Situationen oft Erklärungen, die logisch klingen, es aber vielleicht nicht immer sind.
So haben mir heute anlässlich der Darmoperation meines kleinen Maximilians (Down-Syndrom) viele Leute gesagt: "Das Gute ist, dass er noch so klein ist. Da bekommt er das alles noch gar nicht so richtig mit."
Ich sage: "Der arme Kleine! Kann noch nicht verstehen, warum man ihn so quält. Weiss nicht, dass es (hoffentlich) zu seinem Besten ist."

Eines der Hauptprobleme vor, während und nach der OP war und ist der Umstand, dass niemand in der Lage ist, mit der Nadel einer Spritze die Venen des Kleinen zu finden. Die entsprechenden Stellen an Händen, Armen, Beinen und Fuessen sind voll mit kleinen Blutergüssen von Fehlversuchen.

Allein die Vorbereitungen für die OP wären schon ein Buch wert. Prinzipiell glaube ich, dass sie bei allen Eingriffen am Darm aehnlich sind. Lassen wir die umfangreichen ärztlichen Voruntersuchungen einmal beiseite, bleibt das komplette vergangene Wochenende, an dem unser Ziel war, Maximilians Darm zu entleeren. Viele Leute kennen es: Ein Serum mit Wirkung. Und wie!
Aus Maximilians Innerem kamen ein paar seltsame Geräusche und dann war es auch schon zu spät. Denn was da wie rauskam, das kann keine Windel halten. Ich weiss nicht, wie oft die Waschmaschine lief oder wir den Boden wischten.

Eine Stunde war uns als ungefähre Zeitvorgabe für den heute stattfindenden Eingriff gegeben worden. Nach 90 Minuten wurde unser Gespräch so langsam ein wenig angespannt. Nach einer Stunde und 45 Minuten gab es kein Gespräch mehr. Nach zwei Stunden war die Fähigkeit unserer Gesichtsmuskeln, ein Lächeln zu erzeugen, etwa so weit entfernt wie China davon, grundlegende Menschenrechte zu respektieren.
Nach 130 Minuten dann das Aufatmen. Alles in Ordnung, Operation gut verlaufen.

Das Aufatmen dauerte nicht lange an.
Mir fehlen nach wie vor entscheidende Informationen, hier trotzdem schon einmal die Meinung der operierenden Ärztin (auch in Mexiko sind Ärzte vorsichtig mit ihren Prognosen, solange keine Untersuchungsresultate vorliegen, also können wir das Folgende fast als Fakt annehmen): Maximilian hat wahrscheinlich die ???????-Krankheit. Eine Krankenschwester schreib mir später den Namen auf, und dieser Name war aller Wahrscheinlichkeit nach nicht korrekt. Ich kann nichts darüber finden. Also muss ich mich bis Mittwoch gedulden.

Wenn sich diese Vermutung der Ärztin allerdings bestätigt, dann bedeutet das zwei weitere Operationen, eine davon in León, Guanajuato. Das ist alles, was ich bisher weiss.

Zurück auf der Station, in einem kleinen Kindersaal mit 6 Betten, wurde es dann auch nicht einfacher. Die nächsten Nadelpiekser mussten her (siehe oben). Das Aufwachen war anscheinend mit grossen Schmerzen verbunden. Durch die Probleme mit den Nadeln gab es eine Verzögerung der Medikamentenzufuhr, unter anderem der schmerzstillenden Medikamente.

Ich sehe Maximilian immer noch als Baby an. Und er reagierte, wie Babys und kleine Kinder reagieren. Jetzt darf man nochmals auf den Titel dieses Artikels sehen.
Manchmal denke ich, dass Maximilian den Auftrag nicht ganz so gewissenhaft ausführen müsste.

Mit Glück kommt Max morgen nach Hause, spätestens wohl am Mittwoch. 2 Wochen mindestens ohne Therapie und andere körperliche Anstrengungen. Weitere Details bekommen wir beim check out.

Die ganze Geschichte fand übrigens in einem Hospital des IMSS statt, des Hospitals, in dem die cabronsita arbeitet. Ein Lob an alle Beteiligten. Die Behandlung war hervorragend. Den üblichen Ruf dieser Institution betrachtend, muss auch das einmal gesagt werden.

Fortsetzung folgt ....

3 Kommentare:

Claudia hat gesagt…

Ach herrje, ich wiß es ganz genau. Wieviele Zugänge hat Mia in ihren 7 Wochen Krankenhaus bekommen. Ich war anfangs immer noch dabei, und es hat mir mein Herz zerrissen. Zum Schluß konnte ich nicht mehr mitgehen. Alleine das Wort Zugang hat bei mir einen kleinen hysterischen Anfall hervorgerufen. Mia hat ihre Zugänge immer in den Kopf bekommen, an den Händen, Armen und Füßen ging wegen dem Babyspeck gar nichts. Ihr durchlebt gerade eine harte Zeit, ich kann nur sagen, ich denke an Euch, und jede Stunde die einem manchmal wie ein ganzes Leben vorkommt, ist eine Stunde weniger Krankenhaus, eine Stunde mehr leiden, das abgehakt ist. Und dann ist es Mittwoch, und ihr könnt vielleicht hoffentlich nach Hause gehen, und Maximilian wird es schnell besser gehen. Die Kleinen erholen sich wirklich in den meisten Fällen ganz schnell. Ich bin gedanklich bei Euch,

liebe Grüße
Claudia
mit Mia, die ich gebeten habe, auf den kleinen Mann aufzupassen.

Anonym hat gesagt…

ooch möööönsch :-((((

Ich drück weiterhin ganz fest die Daumen, dass es Maximilian sehr schnell sehr viel besser geht und euch damit mit.....

Huggels, Eveline

Patrick hat gesagt…

Auch von mir alles Gute an Euch alle.

Damit der kleine schnell wieder fit wird!

Patrick

 
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