Freitag, 16. Januar 2009

Herzenssache Lehrerin - Mentalität in Mexiko

Eigentlich geht es genau nicht um Mentales, sondern viel eher ums corazón, davon ausgehend, dass es sich bei diesen um zwei grundverschiedene Dinge handelt.

Aber vielleicht sollte ich am Anfang beginnen.

Normalerweise meide ich Elternversammlungen in Niklas´ Schule wie der Pfarrer das Bordell. Denn meist geht es bei diesen Versammlungen um (für mich) so hochinteressante Dinge wie Weihnachtsdekorationen, Revolutionskostüme etc. .
Dementsprechend war es nicht verwunderlich, dass ich gerade eben, bei der kurzfristig dringend einberufenen Versammlung, der einzige anwesende Vater war. Das soll nicht heißen, dass ich allein dort saß, sondern von einer Schar von Müttern umgeben war.

Anlass der Versammlung war der Folgende:
Miss Claudia verlässt die Schule in Richtung einer ökonomisch besseren Zukunft.
Miss Claudia war für anderthalb Jahre die Lehrerin der Gruppe bzw. Klasse, in der sich Niklas tummelt.

Zuerst war die Direktoren an der Reihe, ein paar einleitende Worte zu sagen.
Als Miss Claudia dasselbe tun wollte, war sie nicht in der Lage dazu. Also sprang die Direktorin wieder ein. Unter Schwierigkeiten und mit geröteten Augen.
Irgendwann konnte Miss Claudia dann doch.
Dachte sie.
Und brach nach den ersten drei Sätzen vollständig unter Tränen zusammen.

Mit ihr ein Großsteil der anwesenden Mütter.
Ein Geschluchze und Geweine war das!
Das Stück für Stück doch hervorgestammelte Hauptanliegen Miss Claudias war es, sich dafuer zu entschuldigen, dass sie die Kinder mitten im Schuljahr allein lässt. Einhergehend mit Dank an die Eltern für jegliche ihr zugekommene Unterstützung in den vergangenen 18 Monaten.

Danach waren die Kinder - welche an der Versammlung nicht teilgenommen hatten - dran, diese Neuigkeit aufzunehmen. Die Eltern warteten draußen. Und kamen hinterher samt und sonders mit genauso geröteten Augen heraus wie vorher die Mütter.
Die Mütter, welche sich in der Zwischenzeit ein wenig hatten sammeln können und nun in geballter Formation noch einmal hineinstürzten, um Umarmungen, tröstende Worte und weitere Tränen mit Miss Claudia auszutauschen.

Warum erzähle ich diese kleine Geschichte?
Nicht etwa, um mich über irgendetwas oder irgendjemanden lustig zu machen, nein!
Sondern deshalb, weil diese Begebenheit vielleicht ein gutes Beispiel für die Beschaffenheit der mexikanischen Seele ist.
Und ich mag die mexikanische Seele sehr gern.

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hat der cabronsito auch mitgeweint oder Taschentücher mit seinem Monogramm verteilt?

 
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