Mittwoch, 18. März 2009

Das erkaufte Recht, die Regeln zu brechen

Und zwar die Verkehrsregeln in Mexiko.
Teilweise ist der Umgang mit Regeln und Strafen im mexikanischen Verkehr eine kuriose Angelegenheit (ich berichtete mehrfach), aber langsam bekommt die Sache bei mir Struktur.

Nr. 1) Erwischt werden
Im Verhältnis zur Häufigkeit der nicht befolgten Verkehrsregeln wird man eher selten erwischt. Bei mir handelt es sich meist um Geschwindigkeitsüberschreitungen. Es gibt keinen Tag, ja, man kann sagen, ich bewege das Auto nicht ein einziges Mal, ohne eine solche zu begehen. Das ist nichts, worauf ich in irgendeiner Weise stolz bin, sondern gehört zum mexikanischen Verkehrsalltag dazu. Nur die allerwenigsten Leute halten sich an die vorgegebene Geschwindigkeit. Seit über einem Jahr wurde ich nicht mehr erwischt, sprich angehalten.

Nr. 2) Bestraft werden
Falls ich schnell genug reagiere, wenn eine Sirene hinter mir aufheult, bestehen gute Chancen, um eine Strafe herumzukommen, wie die Praxis gezeigt hat. Das "Reagieren" besteht darin, "nichts zu verstehen". Das hat, wenn auch schon länger her, in 3 von 4 Fällen funktioniert. Der jeweilige Polizist gab einfach auf, wenn er merkte, dass er mir nicht klar machen konnte, was er wollte. Aber manchmal kommt man auch damit nicht durch oder reagiert nicht schnell genug. Dann heißt es:

Nr. 3) Strafe bezahlen
Und das macht man - zumindest hier in Aguascalientes - entweder sehr bald oder sehr spät. Bezahlt man innerhalb der ersten 5 Tage nach Begehen des Delikts, bekommt man 50% Rabatt.
Und einmal pro Jahr, ich glaube im November, kommt so ein niedliches Faltblatt in die Höhle geflattert, auf dem steht, welche Zahlungsversäumnisse innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht nur zinsfrei bezahlt werden können, sondern wiederum mit 50% Rabatt.
Auch wenn ich aus verschiedenen, teils bekannten Gründen fast immer in Geldschwierigkeiten stecke, so kann ich mit etwa 10 Euro Strafgeld im Durschnitt pro etwa 2 Jahre gut leben und rege mich dann im gegebenen Fall auch nicht darüber auf. Ich weiß, dass ich jeden Tag die Regeln breche und sehe diese Strafgelder einfach als den absolut akzeptablen Preis an, den ich ab und zu zahlen muss, um die Regeln überschreiten zu können.

Und jetzt kann das Kritikfeuerwerk losgehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warum denn kritisieren. Fahren nicht die meisten zu schnell? Dumm ist es nur wenn zwei von dieser Sorte zusammenstossen.

rolandmex hat gesagt…

Ich habe im Laufe meiner mex. Jahre die deutsche Mentalität in dieser Richtung auch abgelegt ("Integration" nennt man sowas wohl).
Wenn die Behörden es ausdrücklich wollen (und auch fördern), dass man seinen bürgerlichen Pflichten (z.B. Grundsteuer und Wasser zu zahlen) nicht nachkommt, dann sei es so.
Zwischenzeitlich kann das Geld woanders "arbeiten".

 
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