Freitag, 4. September 2009

Niklas-News: Die Lernbremse wird schon jetzt gezogen

Das, was im Zusammenhang mit dem Schock am Ende der extremen Ferien zu befürchten war, bestätigt sich. Schon in den ersten Tagen erkennt man dies an der Masse der Hausaufgaben, die Niklas machen muss. Nehmen wir nur das Beispiel des Unterrichtsfachs Español: Die Kinder sind gerade dabei, die einzelnen Buchstaben zu lernen! Anhand der üblichen Methode. Die entsprechenden Buchstaben in Bildern entdecken, sie ausmalen und ausschneiden, sie nachzeichnen; Wörter, die mit den entsprechenden Buchstaben beginnen, in Zeitschriften finden, die Wörter ausschneiden und ins Heft kleben usw...

Wie früher schon erwähnt - Niklas kann bereits lesen und (wenn auch noch etwas holperig) schreiben. Aber ich hoffe einfach, dass man es schafft, im Laufe der Monate das für die nächste Stufe (Segundo de Primaria) erforderliche Niveau zu erreichen.

Bereits häufiger sprach ich über die Diskrepanz zwischen der schulischen Ausbildung in Mexiko und Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Wo bzw. wann bzw. warum bleiben die mexikanischen Schüler/Studenten auf der Strecke, wenn sie schon so früh (erfolgreich) beginnen, auf der anderen Seite aber der europäischen Schülern deutlich unterlegen sind, wenn sie die Schule oder Universität beenden? Ich glaube, das ist nicht nur ein Umstand auf dem Papier und eine Frage der Anerkennung, sondern schlichtweg ein Fakt.

Einer der sicherlich sehr vielschichtigen Gründe ist ohne Frage der Schulausfall, denn in Mexiko ist die Zeit zwischen den Ferien zerrissen von schulfreien Tagen. Mit verschiedenen Hintergründen. Da sind zuerst einmal offizielle und nicht ganz so offizielle Feiertage, um die man häufig auch noch gewaltige Brücken baut und von denen bei weitem nicht alle im offiziellen Schulkalender der SEP aufgeführt sind. Nicht zu reden von all den Festivals zu jedem denkbaren und undenkbaren Anlass, bei denen die Kinder zwar zur Schule gehen, aber nichts weiter tun außer zu feiern. Und dann sind da diese famosen "Lehrerversammlungen", immer auf einen Freitag gelegt.

Heute ist ein solcher Freitag. Das Schuljahr ist noch keine 2 Wochen alt. Mexikoweit Schulausfall, zumindest für Primaria und Secundaria. Was genau die Lehrer bei diesen Versammlungen treiben, habe ich mir bisher nicht Mühe gemacht, herauszufinden, weil es mich nicht interessiert.

Und diese schulfreien Tage summieren sich. Prinzipiell habe ich überhaupt nichts dagegen, denn es geht um relativ kleine Kinder, die auch Kinder sein sollen. Da ist ab und zu ein langes Wochenende bestimmt gar nicht verkehrt. Nur muss man auf der anderen Seite eben doch sehen, wie viel Zeit mit all diesen freien Tagen verloren wird. Und der Versuch, diese zu kompensieren, indem man den Kindern bei diesen Anlässen einen Sack voller Hausaufgaben mitgibt, der größer als der des Weihnachtsmanns ist, ist meines Erachtens keine gute Lösung.

 
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