Montag, 20. September 2010

Herz gut, alles gut? - oder Wohin fällt ein Stein vom Herzen eigentlich?

"Was kommt eigentlich nach der Herz-OP?" - war eine Frage, die uns in den letzten Wochen sehr häufig gestellt wurde.

Vorsichtig optimistisch - glücklicherweise und aufgrund unserer Erfahrungen - dachten wir laut und sagten leise: "Eigentlich soll es das dann erst einmal gewesen sein."

Der Beweis, wie daneben wir mit dieser Hoffnung lagen, ließ nicht lange auf sich warten. Ganz im Gegenteil begann er sich schon während meiner 3 Tage im Krankenhaus nach der Herzoperation bemerkbar zu machen ...

Zuerst aber: Was mein Herz anbelangt, ging die Entwicklung so schnell und unglaublich weiter, wie die OP selbst. Gerade eben komme ich von der zweiten Nachuntersuchung und werde ab morgen wieder in meine KiTa gehen. Die Wunde selbst ist nunmehr nichts weiter als ein ganz schmaler roter Strich, nur an den beiden Enden oben und unten ein klein wenig entzündet. Mit jedem Tag wird nun die Gefahr geringer, dass dort etwas gravierendes passiert, sollte ich tatsächlich unglücklich hinfallen und auf der Brust landen (da ich überhaupt nicht daran dachte, mich "ans Bett fesseln" zu lassen, nachdem ich nach Hause kam, hatte Papi für die ersten Tage einen gepolsterten Brustpanzer fuer mich erfunden, den ich aber schon seit einer Woche nicht mehr benutze).

Ich möchte auch nicht versäumen zu erwähnen, dass es mittlerweile allen mit mir zusammen operierten Kindern gut geht. Letztendlich waren es nämlich 15 Herzfehler, die im Zusammenhang mit dieser Aktion repariert wurden (5 waren aus Aguascalientes, die Anderen kamen aus anderen Bundesländern).
Als ich das Hospital verließ, lagen 3 von ihnen noch auf der Intensivstation, da es Probleme gab. Und eines dieser 3 Kinder wurde dann noch nach León verfrachtet und musste einer Folge-OP unterzogen werden.

So weit, so gut.

Jetzt muss ich mich ein wenig erinnern. Es war meine letzte Nacht im Krankenhaus, also von ..hmmm....ja, von Samstag auf Sonntag vor 2 Wochen, als ich plötzlich mitten in der Nacht aufwachte und zu schreien anfing. Nicht aus lauter Lust und Laune, sondern weil ich Schmerzen hatte. Schmerzen so stark, dass ich am ganzen Leib zitterte. Papi, der bei mir war, sollte später erzählen, dass ihm das Blut gefror, als er dies miterleben musste, da es ihn allzu sehr an meine ganz schlimme Zeit vor 2 Jahren erinnerte.

Mein Hinterausgang war es, der mir diese Schmerzen bescherte. Mitten in der Nacht (an einem Samstag) an Ort und Stelle wurde mir erst einmal nur ein ausscheidungsförderndes Mittel und etwas für den Schmerz gegeben, da es aufgrund des starken Antibiotikums normal wäre, etwas verstopft zu sein.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf lebten wir dann die nächsten Tage, sprich die ersten Tage wieder zu Hause. Es ging mir generell prächtig mit relativ kurzen aber sehr schmerzhaften Intervallen, wenn sich da etwas von innen her meinem Hinterausgang näherte. Nach ein paar Tagen sagten wir uns - und bekamen dies auch von der Frau Doktor bestätigt - dass dieses Problem nun nicht mehr von den Medikamenten verursacht sein konnte, welche zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht an Quantität, wohl aber an Intensität langsam abnahmen.

Also ab zum Experten. Dieser brauchte nicht lange, um festzustellen, dass sich dort in der Nähe meines Hinterausgangs eine Fistel eingenistet hatte. Na super!
Eine Pomade zum Draufschmieren und weitere Mittelchen wurden mir verschrieben. Wie Mami und Papi es da schafften, den Überblick über "Was, Wieviel und Wann?" nicht zu verlieren, ist mir unklar.

Weitere Tage gingen ins Land. Es schien ein bisschen besser zu werden mit meinen Schmerzen, woraufhin Mami und ich uns entschlossen, Papi bei seinem Landausflug (mit Übernachtung) anlässlich des "Bicentenario"s und einiger anderer Dinge zu begleiten. Das war am vergangenen Mittwoch, dem 15. September. Wie gut es mir in den schmerzfreien Momenten wirklich geht, gibt dieses kleine Video gar nicht wieder. Aber zumindest hatte Papi mal Lust, die Kamera auszupacken, auch wenn die Qualität aufgrund der Dunkelheit viel zu wünschen übrig lässt:



Alles war ganz wunderbar und wir feierten ganz prächtig alles, was es da zu feiern gab. Oftmals ist aber der folgende Tag mindestens genauso schön, da es sich eben um einen kompletten Tag dort draußen auf dem Land handelt und alles total anders ist. Die Leute, die Ruhe, die Natur ...
Diesmal kam es etwas anders. Als meine morgendlichen Schmerzen eintraten und Mami meine Windel öffnete fiel sie fast in einen Schockzustand, als sie sah, dass mein Vorderausgang etwa auf dreifache Größe aufgebläht war - in alle Richtungen. Begleitet von etwas Blut in der Windel. Somit brachen wir unseren Kurzurlaub ganz schnell ab und begaben uns in die Notaufnahme des Krankenhauses, in dem Mami arbeitet. Viel Zeit in warmem Wasser und 2 weitere Medikamente zur Entlastung dieses Überdrucks waren die erste Konsequenz. Mit der Bitte darum, einen Experten aufzusuchen, falls diese Erscheinung nicht abklingen oder erneut auftreten sollte.

Feiertage haben einen großen Nachteil.
Die meisten Experten verschwinden während einer so großen Brücke, wie sie um die Tage des "Bicentenario" gebaut wurde, aus der Stadt. In unserem Fall nicht die meisten, sondern alle.
Das Problem wurde zwar deutlich gelindert, kam aber regelmäßig zurück. Es dauerte bis zum Samstag, als wir endlich einen Spezialisten, dem Mami und Papi vertrauen, um Hilfe bitten konnten. Es handelte sich dabei um den Arzt, der vor 2 Jahren, als mein Darm platzte, mein Leben rettete.

Und dieser stellte nach genauen Untersuchungen inkl. Ultraschall eine tolle Sache fest: Die Fistel war verschwunden.
Allerdings stellte er auch mit nicht verstecktem Erstaunen eine nicht so erfreuliche Sache zweifelsfrei fest: Einen 12-mm-Durchmesser-Gallenstein. Absolut ungewöhnlich bei Kindern. Nochmal 3 neue Medikamente. Plus Laboruntersuchung meiner Ausscheidungen am Vorder- und Hinterausgang und meines Blutes, aufgrund derer am kommenden Wochenende wahrscheinlich entschieden wird, wie man diesen Klotz entfernen will. Chirurgischer Eingriff höchst wahrscheinlich. Und in der Zwischenzeit trotz allem immer wieder diese unsäglichen Schmerzen.
Mami und Papi zeigten unterschiedliche Reaktionen: Mami psychische, Papi physische.

Was das Ganze allein bisher gekostet haben mag, daran will ich lieber gar nicht denken. Mehrere Tausend Peso flossen innerhalb weniger Tage wieder einmal in die Gewährleistung meiner Gesundheit und Linderung der Schmerzen. Von dem Gedanken an großartige Weihnachtsgeschenke verabschiede ich mich besser schon einmal.

Trotz all diesen Neuigkeiten werde ich aber keinesfalls den Mut verlieren.
Dann werde ich eben noch eine Narbe haben. Und Weihnachten gibt's auch im nächsten Jahr. Wichtig ist jetzt erst einmal, diese doofen, doofen Schmerzen abzuschalten. Und zwar möglichst bald. Dann sehen wir weiter.

Bis zum nächsten Mal
gehabt Euch wohl
Euer Max

2 Kommentare:

Natascha hat gesagt…

oh lieber lieber Max, du nimmst auch alles mit, was du kriegen kannst... sei doch nicht so "gierig"...
wir wünschen dir, dass du keine Schmerzen mehr hast und du das Leben und die fiestas in Mexico genießen kannst!!
herzliche Grüße,
Natascha, Andreas, Jana und Max

Gabriela hat gesagt…

Das einzige, was ich immer wieder so hoffnungsvoll finde, ist, dass ihr offensichtlich ein gutes Netz und fähige Spezialisten in eurer Umgebung habt.
Der ganze Rest tut mir einfach nur leid, und ich hoffe, dass ihr alle zusammen mit den individuellen Begleiterscheinungen einen gangbaren Weg findet.

Lieben Gruss
Gabriela

 
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