Montag, 30. Juni 2008

Krieg

Die mexikanische Regierung unter Felipe Calderón hat sich zum Ziel gesetzt, der Kriminalitaet - in erster Linie der organisierten - staerker entgegenzutreten.
In dieser Kategorie an erster Stelle steht alles, was mit dem Riesengeschaeft des Drogenhandels zu tun hat.
Laengst sollte bekannt sein, dass es seit langem nicht mehr nur darum geht, die mexikanischen Drogenschleusen in Richtung Norden ein wenig zu schliessen. Eine zeitlang galt es als feine Verschleierungstaktik: "Die USA sind doch voll mit Drogenabhaengigen! Dort oben ist der Markt. Was haben wir damit zu tun?"
Nun, der mexikanische Markt fuer Drogen ist entweder extrem gewachsen in den letzten Jahren oder er kommt jetzt ans Licht.

Die Regierung setzt auf Gewalt.
Ueberall im Land.
Was heftige Reaktionen der Verbrechersyndikate nach sich zieht.
En masse werden Polizeibeamte - bevorzugt hoeheren Ranges - hingerichtet.
Auch unser schoener Bundesstaat Aguascalientes ist schon seit langem nicht mehr frei von diesen Horrormeldungen.
In der letzten Nacht passierte das letzte Beispiel in einer grauenvollen Kette von Ereignissen dieser Art. Gegen 3 Uhr morgens klopften etwa 10 Bewaffnete an die Haustuer des subdirector de policía municipal von Rincón de Romo (im Norden des Bundeslandes), Jorge Pasillas Gutiérrez, und erschossen ihn, als dieser die Tuer oeffnete. Ungefaehr 70 Patronenhuelsen wurden spaeter am Tatort gefunden. Schwiegermutter, Ehefrau und ein Maedchen befanden sich mit im Haus, alle 3 stehen jetzt verstaendlicherweise unter Schock.

Wenn diese Art von Ereignissen zunimmt, bleibt das der Bevoelkerung natuerlich nicht verborgen. Die militaerische und polizeiliche Praesenz, das Sirenengeheul, die tieffliegenden Hubschrauber, die Nachrichten, die mit leiser Stimme ausgesprochenen Empfehlungen, welche Gegenden oder Lokale der Stadt oder des Bundeslandes man tunlichst meiden sollte.
Das ist an sich schon beunruhigend genug.
Wenn aber an einem strahlend schoenen Morgen, die Kinder im Auto, eine Gruppe schwarzer, ungekennzeichneter und sirenenheulender Minitrucks in wilder Jagd nach etwas nicht erkennbarem auf einen zugerast kommt; hinter jeder Fahrerkabine ein von oben bis unten vermummter Kriegsfachmann an ein monstroeses Maschinengewehr geklammert, dessen Muendung teilweise auch auf dich zeigt, dann ist das mulmige Gefuehl nicht mehr vermeidbar, dass der gewaltsame Tod sein Antlitz mittlerweile zu deutlich zeigt und genauso deutlich zu nahe gekommen ist.

Ob die eben geschilderte Aktion etwas mit der oben genannten Ermordung des Polizeisubdirektors in Rincón zu tun hatte, laesst sich nur vermuten - denn angeblich konzentriert sich die Verfolgung der Verdaechtigen auf die Himmelsrichtung Norden (Zacatecas).

Klar ist mir jedenfalls, dass ich eine solche Erfahrung kein zweites Mal zu erleben brauche, meine Kinder noch viel weniger.

1 Kommentare:

Suse hat gesagt…

Oweioweiowei - da wird mir ja beim Lesen schon ganz anders. Ich möchte wahrlich nicht mit Dir tauschen....! Zur Beruhigung schiebe ich mal eine Tasse Tee rüber.

Mitfühlende Grüße
Suse

 
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