Nein, ich hätte dieses Video nicht "erste Schritte" taufen können, denn meine ersten Schritte habe ich schon vor längerer Zeit getan. Neben dem eigentlichen Laufen geht es nun aber vor allem um den Anfang und das Ende dieser außerordentlich komplizierten Aktivität.
Am Anfang steht das Aufstehen ohne jedes Hilfsmittel - das kann ich jetzt (und ist natürlich nicht im Video zu sehen).
Und am Ende steht das nicht-Hinfallen. Entweder ich bleibe einfach stehen oder ich kann mich irgendwo abstützen oder ich setze mich schlichtweg auf meinen Hintern - auch das kann ich jetzt alles (und das ist auch nicht im Video zu sehen).
Der 19. Mai 2010 war der große Tag. Bis dahin war ich zwar schon öfter ein paar Schritte ganz allein gelaufen, aber da musste immer jemand sein, in dessen Arme ich mich fallen lassen konnte.
Mami bekam zuerst einmal einen Schreck, als sie mich aus der KiTa abholen wollte und man ihr erklärte, dass "Max se soltó!!!"
Denn meistens, wenn man Mami dies erklärt, bedeutete dies bisher, dass ich Durchfall hatte ("se soltó del estómago").
In diesem Fall hatte dieser Ausspruch aber eine andere Bedeutung, denn ich hatte endlich "losgelassen", womit nichts anderes gesagt werden soll, als dass ich frei gelaufen war an jenem 19. Mai. Und ich wollte damit gar nicht mehr aufhören.
Vielleicht wollte ich aber auch einfach nur nicht aufhören, weil mein Treiben so viel Applaus und Begeisterung auslöste. Exakt 3 Jahre und 5 Monate musste ich nämlich erst alt werden, bevor es so weit war.
Papi sagt, die emotionale Anteilnahme ist in diesem Fall doch eine andere. Man wartet, hofft, trainiert und therapiert ... da bleibt dann der übliche Tränchenfluss natürlich nicht aus.
Meine Gedanken gingen bei diesem Großereignis allerdings ziemlich schnell zu Mirjam & Gabriela, denen es leider nicht vergönnt ist, solche Momente miteinder zu erleben. Also widme ich diese meine ersten richtigen Schritte weder Mami noch Papi noch Omi noch Opi noch meinem Therapeuten ..., sondern ich widme sie sowohl Mirjam als auch Gabriela. Ich fühle mich so, als würden wir auf einander zu laufen, auch wenn meine eigenen Schritte noch ein wenig wackelig und betrunken daherkommen.
Hier nun aber endlich die ganze Geschichte auch zum Ansehen:
Der Titelsong nennt sich "Bold Prediction" und ist von Paul Mottram.
Wer errät, warum Papi den ausgewählt hat?
Sonntag, 23. Mai 2010
Von einem, der auszog, das Laufen zu lernen (Video)
Labels: Behinderung, Cult on You Tube, Down-Syndrom, Liebe, Maximilian, storytellers, Video
Sonntag, 16. Mai 2010
Formel 1: Safety Car, letzte Runde, Überholen, grüne Flagge, Michael Schumacher, Fernando Alonso, Monaco 2010, Strafe
Da haben wir also den Salat.
Der ob seines Comebacks viel kritisierte (zu Unrecht, wie ich glaube) Rekordweltmeister der Formel 1 namens Michael Schumacher überholt am 16. Mai 2010 in Monaco seinen Ex-Teamkollegen Fernando Alonso (Ex-Teamkollege, weil Fernando jetzt für das Team fährt, mit dem Michael als letztes sehr erfolgreich war) kurz vor der Zieldurchfahrt. Nicht etwa kurz vor einer der 77 rundenbeendenden Zieldurchfahrten, sondern vor der letzten und entscheidenden.
Der Haken an der Sache: Diese Runde Nr. 78 war eine Safety-Car-Runde.
Das Resultat: Schumachers Überholmanoever wird als regelinkonform angesehen und mit einer drive-through-Strafe belegt, die sehr regelkonform in den Abzug von 20 Sekunden von Michaels Gesamtfahrtzeit umgewandelt wird, da das Vergehen innerhalb der letzten 5 Runden begangen wurde. In unserem Fall fraglos gravierende 20 Sekunden, die Michael in der dem Safety Car folgenden Autoschlange auf Platz 12 zurückspült.
Aber so sind nun einmal die Regeln, was die so genannten Driver penalties anbelangt. Da kann man nicht plötzlich eine neue erfinden und sagen: "Schumacher zurück auf den Platz hinter Alonso versetzen wäre ja in Ordnung gewesen ..."
Das Strafmaß an sich ist also ziemlich eindeutig.
Worüber die Formel 1 - Fangemeinde gerade streitet (und vielleicht auch bald Mercedes mit der FIA), ist die Frage, ob hier überhaupt ein Vergehen vorlag. Und diese Frage kann man, wenn man die aktuell gültigen FIA Regulations ein wenig genauer untersucht, eigentlich weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Besser gesagt müsste man sie sowohl mit JA als auch mit NEIN beantworten.
Grund hierfür ist ein in diesem Punkt sich selbst widersprechendes bzw. nicht ausreichend ausgearbeitetes Regelwerk.
Eigentlich gar keinen Zweifel am Überholverbot für Michael lässt der Artikel 40.13 der besagten Formel 1 - Regeln zu:
If the race ends whilst the safety car is deployed it will enter the pit lane at the end of the last lap and the cars will take the chequered flag as normal without overtaking.
Auch dass beim Eintreten des Safety Cars in die Boxengasse grüne Flaggen geschwenkt werden müssen, besagen die Regeln eindeutig:
As the safety car is approaching the pit entry the yellow flags and SC boards will be withdrawn and replaced by waved green flags with green lights at the Line.
Und damit kommen wir zum Problem, welches sich die FIA durch Unaufmerksamkeit selbst eingebrockt hat, der Bedeutung der grünen Flagge nämlich:
A green flag indicates that any previous danger has been attended to. The track is now clear, and drivers may proceed at racing speed and MAY AGAIN OVERTAKE.
Hat etwa eine dieser Regeln Vorrang vor der Anderen?
Falls ja, welche?
Und sollten sie gleichwertig behandelt werden - was kann/darf/soll die sportjuristische Instanz, die ziemlich sicher von Haug, Brawn & Co angerufen werden wird, entscheiden?
Es scheint jetzt schon klar, dass es kaum ein für alle Seiten gerechtes und zufriedenstellendes Urteil geben kann. Wie auch, wenn das "Gesetz" auf der einen Seite sagt, etwas ist verboten, auf der anderen aber sozusagen laut dem selben "Gesetz" Schilder aufstellt, die das Verbot aufheben?
Eine politische Entscheidung dürfte es also - wieder einmal - werden. Und ein genereller hoch politischer Grundsatz lautet nun einmal: "Wir (unsere Leute) machen keine Fehler!"; das sollte bei der FIA kaum anders sein als bei der UEFA, wo es doch unter Anderem einmal um diesen Fall Franck Ribéry (als der noch bei Bayern München war) vs. Champions League Finale 2010 in Madrid ging.
Nicht vergessen sollte man vielleicht:
Die Regeln eines wie auch immer gearteten Spiels (es muss nicht immer Sport sein) lernt man nur bei häufiger Anwendung. Das betrifft nicht nur die Spieler, sondern auch die Trainer und oftmals sogar die Regelerfinder. Von daher sei die Frage erlaubt:
Wie oft gab es bisher ein Formel 1-Rennen, dessen letzte Runde vom Safety Car angeführt wurde?
Noch eine zweite Frage sei mit Hinblick auf alle "Schummel-Schumi"-Rufer erlaubt:
Welche der oben zitierten Regeln ist wahrscheinlicher diejenige, die ein Formel 1-Pilot kennt? (SC fährt von der Piste und ich darf trotzdem nicht überholen ..... oder .... Grün = GAS?)
Abschließend muss ich der Euphorie angesichts des "geilen Manövers" von Michael noch einen Dämpfer versetzen. Selbst wenn ich Fernando überhaupt nicht leiden kann, muss ich doch anerkennen, dass er vom letzten auf den sechsten Platz gefahren ist. Und das ging nur mit Überholmanövern, selbst wenn ein Teil dieser Aufholjagd in der Box und durch die Strategie hinsichtlich der Besuche selbiger erledigt wurde. Und die Rede ist von SAUBEREN Überholmanövern, soweit ich das Rennen beurteilen kann.
Was nicht heißen soll, dass ich Michaels Manöver für unsauber halte. Aber wenn ich den anschließenden Worten aller Beteiligten Glauben schenke, dann hatte Fernando in der letzten Runde von seinem Team die Auskunft bekommen, dass Überholen nicht mehr erlaubt sei. Was den Rückspiegel eigentlich zur Nebensache werden lassen sollte.
Labels: Fotos, Ratten, Sport, Video, Wissenschaft