Freitag, 22. Oktober 2010

Schade: Wenn "Pan de Muertos" zur Chefsache wird

Na, da hat Papi heute aber Pech gehabt!

Seit kurzer Zeit vermittelt er Sprachkenntnisse in einer Schule für angehende Leute jenes Berufs, der bei Anwesenheit von zu Vielen bekanntermaßen den Brei verdirbt.
Klassische zweijährige Ausbildung mit Chef-Diplom etc..

Heute nun wurde Papi vom Chef der Schule, der nicht nur sein eigener sondern selbstverständlich auch selbst ausgebildeter und erfahrener Chef ist, darum gebeten, die Klasse etwas zu verkürzen. Der Grund hierfür war die Ankunft hoch wichtigen Besuchs.

Ein bekannter mexikanischer Chef wurde erwartet, der den jungen Leuten zeigen würde, wie man "Pan de Muertos" herstellt. Jener Chef hat sogar ein Buch geschrieben, in dem es um die Herstellung von mexikanischem "pan" geht.

Der Chef der Schule lud Papi ein, sich die etwa drei Stunden dauernde Sache doch einfach anzusehen. Leider aber hatte Papi schon seine nächste Session im zeitlichen Nacken sitzen und keine Möglichkeit mehr, abzusagen.

Schade eigentlich.

Immerhin kann ich Gutes aus der KiTa berichten. Nach der Erfahrung mit dem Campingrucksack scheint nun eine richtige Trockenperiode bei mir einzusetzen. Denn ich habe jetzt schon zwei Tage hinter mir, an denen ich trotz Windelverbots nicht ein einziges Kleidungsstück beschmutzt oder auch nur befeuchtet hätte. Ist das nicht super?

Ganz ohne Negatives geht es andererseits aber auch nicht: Gestern meinte einer meiner KiTa-Gruppen-Freunde, mir ein fein hartes Plastikspielzeug an den Mund knallen zu müssen. Sieht ulkig aus, so eine aufgeplatzte Lippe.

Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrr ....

Habt ein feines Wochenende!

Dienstag, 19. Oktober 2010

Der Campingrucksack

"¡Parece que se va de campamento!! - das waren die Worte, mit denen Papi am Freitag, als er mich abholte, von meiner KiTa-Erzieherin empfangen wurde. Ein Blick auf meinen kleinen Rucksack erklärte dann auch sofort, was gemeint war. Links baumelte eine am Handgriff befestigte volle Plastiktüte herunter, rechts dasselbe.

In diesen Tüten waren aber keineswegs Zelt, Schlafsack und Campingkocher verstaut, sondern schmutzige Wäsche. So ziemlich alles, was ich jenem Freitag an Kleidung mitgenommen hatte, war vollgep...... und vollgesch.... .

Und das hatte eine prima Ursache: Am Donnerstagabend wurde mir die Sonde aus meinem Vorderausgang entfernt. Endlich! Und trotz Warnung des Herrn Dr. Vargas gab es keine schlimmeren Folgen. Ein klein wenig Unwohlfühlen, mehr nicht.

Die Sache da unten scheint also wieder zu funktionieren, allerdings noch recht unkontrolliert. Da ich aber sofort wieder den gestrengen Regeln hinsichtlich der Dies-und-Das-Macherei in der KiTa unterworfen wurde, war mir auch gleich am nächsten Morgen das Benutzen von Windeln wieder hundertprozentig verboten worden. Mit vollem Einverständnis Mamis und Papis.

Nun ja, das ging zwar in die Hose - aber nur im physischen Sinn.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Wie Asche und schwerer Regen auf Phönixs Haupt

Naja, das passiert, wenn man von Steinen erzählt, bevor diese wirklich ins Rollen kommen. Vor allem, bevor Dr. Velasquez mich überhaupt zu sehen bekommen hat.

Mami traf gestern Frau Dr. Muro - zur Erinnerung: das ist die Frau Doktor, die seinerzeit direkt nach der Notoperation (Darmriss, Kolostomie) meinen Fall übernahm, bis ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde - und diese erkundigte sich natürlich nach mir. Als Mami ihr die Neuigkeiten berichtet hatte, schüttelte Frau Dr. Muro nur mit dem Kopf.

"Das wird nichts." - war sie sich sicher.

Gemeint war damit die von Dr. Velasquez vorgesehene Entfernung meines Gallensteins per wie-auch-immer-sich-das-nennt. Diese Art und Weise, bei der nur ein kleines Loch in meinen Bauch geschnitten und dann eine Sonde mit Video eingeführt wird, mit der eigentlich alles erledigt werden sollte, ist nur bei Patienten möglich, die in dieser Körperregion operationstechnisch betrachtet noch Jungfrau sind. Was bei mir nun nicht wirklich der Fall ist. Einen Bauchnabel habe ich auch nicht mehr.

Nun muss ich also davon ausgehen, dass eine ganz normale OP durchgeführt werden wird. Mit einer weiteren schönen langen Narbe als Andenken. So langsam habe ich echt die Schnauze voll von diesen Schnitten an meinem Körper!

Sonntag, 10. Oktober 2010

Weder aussondiert noch windelfrei und der Stein im Weg

Klingt irgendwie negativ, dieser Titel, oder?
Vielleicht negativer als die Lage eigentlich ist.

Denn zuerst einmal ist alles bestens, wie Dr. Vargas vorgestern festgestellt hat. Dabei geht es um meinen Vorderausgang. Die Sonde sitzt da jetzt seit über einer Woche drin und erfüllt ihren Zweck. Keine Schwellungen, keine Infektionen ... keine Probleme. Den etwas erhöhten Aufwand in mehrerlei Hinsicht sehen Mami und Papi nicht als Problem. Ich selbst auch nicht.

Allerdings bleibt die Sonde mindestens noch eine knappe Woche drin. Das hat aber einen Grund. Und zwar den, dass sich meine Blase wieder an ihre Tätigkeit gewöhnen (und diese Funktion kontrolliert und bestätigt werden) muss. Dazu machen wir diesen Ausgang per Sonde nach einem genauen Zeitplan jeden Tag ein wenig länger und in immer kürzeren Abständen einfach dicht. Gestern war es jeweils eine Stunde (Dichtmachen) mit 4 Stunden Abstand. Heute mit 3 Stunden Abstand. Morgen auch mit 3 Stunden Abstand, aber dann schon 2 Stunden am Stück Dichtmachen.

Ich hoffe einfach mal, dass das alles so klappt und ich am nächsten Wochenende wieder ganz normal pullern werden kann. Denn es ist so langsam tatsächlich an der Zeit. In zwei Monaten fliege ich nämlich aus meiner KiTa - aufmerksame Zuhörer wissen das - und dann muss es irgendwie weitergehen. Die Situation ist generell gesehen gar nicht so schlecht hier in Mexiko. Trotz Extrachromosom würden mich ein paar Vorschulen aufnehmen. Verständlicherweise können diese mich leider nicht akzeptieren, wenn ich noch auf Windeln angewiesen bin.

Und dabei war ich auf einem richtig guten Weg, bevor sich das aktuelle Problem bemerkbar machte. In meiner KiTa hatte ich schon Windelverbot und mich im Durchschnitt nur noch etwa einmal pro Woche nass gemacht. Und jetzt stehe ich wieder doof da: Zwar schwindel- aber nicht windelfrei. Na ... vielleicht geht das ja ab nächstem Wochenende besser als erwartet.

Papi flüstert mir gerade ins fast taube Ohr, dass ich Euch Folgendes erzählen soll:
Wenn Tolkien seine Trilogie in der deutschen Version "Der Herr der Medikamente" genannt hätte, wäre ich wohl ein Kandidat auf den Posten der Hauptrolle geworden. Ich nehme sie einfach, die Medikamente. Ohne zu meckern und ohne das Gesicht zu verziehen. Das momentan zweifarbige Gesicht, weil ich es trotz aller Sorgfalt geschafft habe, vor ein paar Tagen so unglücklich hinzufallen, dass ich mir den Kopf (exakter: die Schläfe) an einem Möbelstück angeschlagen habe. Aufgeplatzt ist da nichts, aber ich habe jetzt ein schönes lila Boxerauge.

Dr. Vargas hat vorgestern auch endlich den Stein ins Rollen gebracht. Und mir nicht wirklich einen solchen in den Weg gelegt, als er klarmachte, dass er diese OP nicht vornehmen würde. Denn seine Begründung ist eine absolut nachvollziehbare: Fehlende Erfahrung bei dieser Art OP an Kindern.

Wenn ich aber Mamis und Papis Getuschel und den begleitenden Gesichtsausdruck richtig deute, ist die Entscheidung bezüglich des Arztes, der mir diesen Stein aus dem Weg räumen wird, schon gefallen. Dr. Velasquez ist der Name. Wenn ich mich an den exakten Namen des vorgesehenen Eingriffs erinnern könnte, würde ich mir keine Sorgen mehr um meine Vorschule machen. Auf jeden Fall soll ein erneuter Schnitt vermieden werden und Dr. Velasquez ist sich sicher, dass das bei mir möglich ist. Durch den Bauchnabel soll es gehen, sagt Wikipedia - daran erinnere ich mich. Schade eigentlich, dass mein Bauchnabel bei der Notoperation vor etwas mehr als 2 Jahren verlorenging. Aber ich bin überzeugt davon, dass Dr. Velasquez trotzdem den richtigen Eingang fuer sein Werkzeug finden wird, ohne mich komplett aufschneiden zu müssen.

Da nun in letzter Zeit doch irgendwie ziemlich viel an mir herumgeschnitten wurde und ich dabei immer und immer wieder den maximalen Narkosehammer verpasst bekam, will Dr. Velasquez mir ein wenig Erholung davon gönnen, was nichts anderes bedeutet, als dass er den ersten richtigen Stein-OP-vorbereitenden Termin auf das Ende der Weihnachtsferien gelegt hat. Das passt gut mit meinem Geburtstag zusammen und vielleicht sogar mit dem geplanten Narkosehammer-pflichtigen Großangriff auf alles, was mit meinen Zähnen nicht in Ordnung ist.

Übrigens dringt so langsam ... vielleicht noch ein wenig langsamer ... aber sicher die ganze Geschichte der Herz-OP in unser Bewusstsein. Mein Herz ist in Ordnung!!!! Die Bedeutung dieser Feststellung war bisher nicht so richtig greifbar. Sogar erste direkte physische Folgen scheinen sich anzudeuten. Wog ich direkt vor der OP noch 11,6 kg (mit 3 3/4 Jahren), bin ich jetzt innerhalb eines Monats kontinuierlich bis auf die 13 kg hochmarschiert.

Und irgendwann ... daran glaube ich fest ... kommt der Tag, an dem ich Euch einen Bericht schreiben werde, in dem Worte wie "Arzt, Hospital, Medizin, Operation" usw. nicht vorkommen.

Habt ein feines Restwochenende!
Euer Max

 
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