Freitag, 8. August 2008

Die 300 Fragen - der komplette deutsche Einbürgerungstest

Ab dem 1. September 2008 müssen Ausländer in Deutschland zur Einbürgerung einen bundeseinheitlichen Einbürgerungstest bestehen. Nun, nicht ganz bundeseinheitlich vielleicht, denn "nur" 300 Fragen kann man als bundeseinheitlich gelten lassen. Dazu kommen 10 weitere Fragen, die spezifisch auf das Bundesland ausgerichtet sind, in dem sich der Bewerber niederzulassen gedenkt. Wir reden also von 310 Fragen.
Dauer der Beantwortung - zwischen einer und 17 Stunden, abhängig davon, wie gut man die Spickzettel zu lesen in der Lage ist.

Nun verlangt aber in Wirklichkeit niemand, dass der arme Noch-Ausländer alle 310 Fragen beantwortet. Denn nur 33 ausgewählte Fragen aus dem grossen Katalog stehen auf dem Pruefungsformular.
Von denen 17 richtig beantwortet werden müssen, um den Test zu bestehen.

Die schlechte Nachricht: Der Spass kostet 25 Euro.
Die gute Nachricht: Damit kann man so oft durchfallen und sich oft neu prüfen lassen, wie man gern möchte.
Noch eine gute Nachricht: Es kommt das so genannte Multiple-Choice-Verfahren zum Einsatz, in unserem Fall mit 4 Auswahlmöglichkeiten. Nur eine Antwort ist richtig.

Ich habe mir das Ding jetzt einmal genauer angesehen.
Und komme zu dem Schluss, dass es zum grossen Teil eben DOCH eine Sprachprüfung ist. Denn bei den Antworten vieler Fragen handelt es sich um pure soziale, politische, gesellschaftliche und andere Fachbegriffe.

Außerdem habe ich den Eindruck, dass das Ziel dieses Tests in erster Linie gar nicht der Nachweis bereits vorhandener Kenntnisse über Deutschland bei den Noch-Ausländern geht, sondern vielmehr um eine Motivierungsmassnahme, sich ein wenig mit dem Land zu auseinanderzusetzen, das die zukünftige Heimat werden soll.
Von Regierungsseite aus kann man dann trotzdem bald allen Zuwanderungskritikern entgegenhalten: "Was wollt ihr denn?! Die müssen doch jetzt sogar diesen Test machen!"
Ob sich an der "Qualität" der Integration durch diesen Test etwas ändern wird, darf man allerdings bezweifeln.

Der Streit um Sinn oder Unsinn der neuen Geldquelle konnte natürlich nicht ausbleiben. Sollen sie sich streiten. Einige werden den Test eine bürokratische Schikane nennen, andere als dringend notwendige Sache darstellen.
Wichtig ist nur eins: Der Test ist obligatorisch.
Aber ganz ehrlich, trotz des wirren Vokabulars (so muss es einem Ausländer erscheinen, selbst wenn er 3 Jahre lang Deutsch gelernt hat), der Test ist bestehbar. Wenn es nicht anders geht eben durch Auswendiglernen der Antworten.
Und sollte irgendjemand irgendjemanden kennenlernen, der irgendjemanden kennt, der gesagt hat, er kenne jemanden, dessen Bekannter ... mehr als 3 Versuche gebraucht hätte, um den Wisch ausgestellt zu bekommen, der melde sich bitte bei mir.
Und ich überlege ernsthaft, ob ich nicht einen Preis ausschreiben soll für denjenigen, der mir glaubhaft nachweisen können wird, dass wegen dieses Tests eine Einbürgerung nicht zustande gekommen wäre.

Den kompletten Test zum Download inklusive der jeweils 10 länderspezifischen Fragen finden Sie in der rechten Spalte auf folgender Webseite: Bundesministerium des Innern

 
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