Montag, 6. Oktober 2008

Nachnamen bei Heirat und Kindern im Spanischen (Mexiko)

Patrick fragt.
Cabronsito antwortet.
Nicht auf Basis von Gesetzestexten, sondern auf Basis dessen, was er kennt.
Wer am Gesetz interessiert ist, kann gern etwas im Codigo Civil para El Distrito Federal en Materia Comun y para toda La Republica en Materia Federal
(spanisch) blättern.

Eigentlich ist es ganz einfach.
Und doch irgendwie soooo kompliziert.
Das nun möglichst einfach zu erklären - ich werde es versuchen.
Fehler sind wahrscheinlich.
Für jegliche Anmerkung oder Korrektur sei mein Dank bereits im Voraus ausgedrückt.

Die Rede soll vom Normalfall sein, und das in Mexiko zwischen 2 Personen mexikanischer Nationalität.
Die meisten Leute wissen, dass man im Spanischen 2 Nachnamen benutzt.
Ganz offiziell.
Viele bürokratische Datenerfassungssysteme in Mexiko sind zum Beispiel gar nicht in der Lage, eine Person mit nur einem Nachnamen aufzunehmen. Man muss dann einen zweiten erfinden oder den ersten einfach wiederholen.

Wir brauchen als Beispiel eine fiktive Person am Ende eines Stammbaums.
Nehmen wir einmal: Felipe Obrador Quesada, sehr geläufige Namen in Mexiko.
Felipe ist der Vorname.
Obrador ist der Nachname, den Felipe von seinem Vater geerbt hat; dessen erster Nachname.
Quesada kommt von der Mutter und ist deren erster Nachname.

Gehen wir zum besseren Verständnis eine Stufe zurück auf der Stammleiter.

Obrador ist der erste Nachname von Felipes´ Vater.
Also koennte dieser z. Bsp:
José Luis (Pepe)
Obrador
Cárdenas

heissen.

Quesada nahmen wir als ersten Nachnamen von Felipes Mutter an.
Eine Möglichkeit für ihren Namen wäre also:
María de Lourdes (Marilu)
Quesada
Márquez
.

So weit, so einfach.

Nun ist es an der Zeit, noch eine Stufe auf der Leiter abzusteigen.
Zuerst etwas nach links.
Pepes Vater.
Ihr könnt mir jetzt sicherlich den ersten Nachnamen von Pepes Vater und den ersten Nachnamen von Pepes Mutter sagen.
Oder?

Herauskommen könnten als Namen von Felipes Großeltern väterlicherseits:
Francisco (Pancho)
Obrador
Kahlo


und

María de Guadalupe (Lupita)
Cárdenas
Sahagún
.

3 Generationen.
Von den Großeltern bis zu Felipe ist nur der Nachname Obrador geblieben.
Verständlich.
Denn sobald eine Frau ins Spiel kommt, verlieren sich deren beide Nachnamen.
Der zweite in der ersten Folgegeneration.
Der erste in der zweiten Folgegeneration.

Geht man allerdings den Weg über die Männer - sprich den labyrinthischen Weg ohne eine Frau als Leitersprosse, wird man den ersten Nachnamen (in unserem Fall Obrador) nicht aus den Augen verlieren. Und zwar an erster Stelle der beiden Nachnamen.

Versuchen wir das Spiel mit Felipes Großeltern mütterlicherseits.
Seine Mutter, wir erinnern uns, heisst:
María de Lourdes (Marilu)
Quesada
Márquez
.

Wer kann die ersten Nachnamen ihrer Eltern ergänzen?

Vater:
Pedro
........
Aramburuzabala


Mutter:
Xóchitl
.........
Altamirano


Und so geht das Spiel munter weiter.
Man muss wissen, dass es noch Komplikationen geben kann.
So existiert z. Bsp. auch in Mexiko das "de" im Nachnamen, während ein Nachname aus 2 Wörtern bestehen kann (Bsp: Antonio López de Santa Ana).
Glücklicherweise wurde übrigens vor gar nicht allzu langer Zeit die Anzahl der möglichen Nachnamen von Mexikanern per Gesetz auf 2 reduziert.
Auch kann es passieren, dass jemand zwei komplett gleich lautende Nachnamen hat (Bsp:Pedro Gonzales Gonzales, texanischer Schauspieler).

Wenn sich nun noch ein Ausländer mit nur einem Nachnamen einmischt ... dann wird´s cabrón.

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4 Kommentare:

Patrick hat gesagt…

Ay Cabrón!

Und ich dachte schon, das sei eine Duda Muy Fácil!

Aber die vielen Ausnahmen bestätigen wohl die vielen Regeln...
Komplexe Sache.

Kommt da die emanzipierte Selbstbestimmung nicht so zur Geltung, wie in der BRD?

Wie Du weißt, haben ja besonders emanzipierte Damen, insbesondere aus der Politik, tolle "Bindestrich-Namen".

Ich erinnere da nur mal an den totalen Rohrkrepierer "Leutheusser-Schnarreberger" oder auch "Däubler-Gmelin".
Danke für die mühsame Aufklärung!

Patrick

Jochen Schepp hat gesagt…

Bei der Hochzeit hätte Marilu eigentlich auch den ersten Nachnamen Pepes zu ihrem ersten Nachnamen machen müssen, was sie offiziell auch tat.
Das höre ich zum ersten Mal. Alle Mexikanerinnen die ich geheiratet habe :) haben ihren Namen nicht geändert. Das ist nicht vorgesehen. Der Familienname entsteht erst bei den gemeinsamen Kindern, so wie du es beschreibst.
Manche (konservative) Frauen verwenden den 1. Nachnamen des Mannes mit einem "de" (Margarita Zavala de Calderon). Das ist aber nur eine soziale Floskel und du wirst es nie in irgendeinem offiziellen Dokument finden.

Unknown hat gesagt…

Hast natuerlich vollkommen Recht, Jochen. Ich habe den Originaltext korrigiert bzw. den falschen Teil erst einmal einfach geloescht.
Dank!

Claudia hat gesagt…

Viel gelernt, vielen Dank dafür! ;-)

 
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