Nachdem nun auch Roland den Teletón 2008 erwähnt, möchte ich noch einmal ein paar Gedanken zum Thema niederschreiben.
Der Teletón - als Veranstaltung betrachtet - ist ein Spendenmarathon, dessen erzielte Gelder jeweils dem Bau, der Ausrüstung (mindestens) eines neuen C.R.I.T (Rehabilitationszentrum für Kinder mit Behinderungen) und dem Unterhalt der bereits existierenden C.R.I.T.s zugute kommen.
Es gibt nichts, was die mexikanische Volksseele mehr bewegt.
Die diesjährige Spendenaktion läuft seit einigen Wochen und wird am kommenden Wochenende mit dem eigentlichen event seinen Höhepunkt finden. Das Spendenziel 2008 sind 439.968.534 + 1 Peso. (Das "+1" steht dafür, das im vergangenen Jahr erzielte Ergebnis um mindestens einen Peso zu überbieten).
Wo so viel Geld bewegt wird, bleiben kritische Stimmen nicht aus. Und der Teletón México steht in der Kritik. Meist von Leuten, die gar nicht wissen, worum es geht. Es ist ja nicht verboten, Behauptungen ins Internet zu stellen, die nicht unbedingt der Realität entsprechen.
Es steht außer Frage, dass bei einem solch gigantischen Projekt Gelder für die Organisation verloren gehen. Und es steht außer Frage, dass viele Firmen sich deshalb am Teletón beteiligen, weil sie sich Vorteile davon versprechen, die nichts mit der Unterstützung behinderter Kinder zu tun haben.
Denn zweifelsohne dient der Teletón vielen dieser Firmen als hervorragende Werbeplattform bis hin zu Geschäftskurbel (denken wir nur an all die Produkte, bei deren Kauf ein bestimmter Betrag an den Teletón geht).
Da die Spenden für den Teletón steuerlich absetzbar, kann man die Beteiligung einiger Firmen als billige oder sogar gratis Werbekampagne betrachten. Aber ist denn nicht genau dies der Grund, warum Regierungen diese Steuerabschreibung von Spendengeldern geschaffen haben?
Selbstverständlich haben diejenigen recht, die da sagen, dass der einzige, der wirklich Geld für den Teletón bezahlt, die Bevölkerung ist. Und natürlich ist es manchmal unangenehm, das feiste Grinsen eines sich ins Fäustchen lachenden Vertreters eines der Industriegiganten zu beobachten, wenn er seinen Scheck in Millionenhöhe überreicht.
Aber ich denke, es gilt DAS ZIEL zu betrachten. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass in den C.R.I.T.s soooo viel Gutes getan wird. In erster Linie natürlich für diejenigen Familien, die sozial-ökonomisch nicht so toll gestellt sind. Wobei man nicht glaube, dass "Leute mit finanziellem Hintergrund" diskriminiert würden.
Was nun die Organisation selbst anbelangt, ist es sicherlich verständlich, dass diese nicht ohne anfallende Kosten stattfinden kann. Selbst wenn Künstler sich ohne Gage beteiligen und viele, viele Dinge umsonst zur Verfügung gestellt werden.
Manche Leute reden sogar von Betrug - nicht ungewöhnlich in Mexiko (sowohl das "Reden" als auch der "reale Betrug"). Überall auf der Welt werden leider Hilfsprojekte missbraucht, um der persönlichen Bereicherung einiger weniger Hilfeleistung zu stellen. Einer der Gründe, warum wir Europäer generell den Hilfsprojekten sehr, sehr kritisch gegenüberstehen.
Nun muss man aber wissen, dass Mexiko keine rechts-und ordnungsfreie Republik ist (auch wenn manchmal dieser Eindruck entstehen kann). Die richtige Protektion kann zwar noch immer eine Menge Teppich über Dinge legen, die unter selbigen gekehrt werden sollen, aber das Bewusstsein in der Bevölkerung und das Handeln der Behörden gegenüber betrügerischer und korruptiver Kriminalität ist doch stark gewachsen. Ich bin überzeugt davon, dass es bereits ans Tageslicht gekommen wäre, wenn am Teletón irgendetwas in großem Stil "faul" wäre. Zu genau wird hingeschaut.
Ich für mein Teil habe es geschafft, meine eigenen Zweifel am Teletón México auszuräumen. Und selbstverständlich werden wir auch in diesem Jahr teilnehmen. Nicht nur vor dem Fernseher, sondern in unserem "eigenen" C.R.I.T..
Und ich freu mich drauf.
Denn - einige Leser wissen es vielleicht nicht - ich habe einen Sohn mit Down-Syndrom und wir sind selbst Nutznießer des Teletón, da wir einen Platz im C.R.I.T. Aguascalientes haben. Was uns natürlich nicht daran hindert, auch für den Teletón zu spenden.
Dienstag, 2. Dezember 2008
Diese Zweifel am Teletón in Mexiko
um 08:32
Labels: Aguascalientes, Behinderung, Diskriminierung, Down-Syndrom, Hilfsprojekte, Liebe, Maximilian, Medizin, Mexiko, Werbung
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2 Kommentare:
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte früher auch so meine Zweifel. Aber dank Deinen Schilderungen weiss ich, dass ein hoher Prozentsatz vom gespendeten Geld ankommt (ankommen muss, sonst sähen die Einrichtungen nicht so aus, wie Du sie beschreibst).
Entsprechend hat Citlali schon eine ganze Sammlung der Lila-Farbenen Armbändchen mit dem Blech-Herz.
Mir ist diese freiwillige Art des Sozialbeitrags übrigens viel sympatischer als wenn mir Vater Staat das halbe Gehalt einbehält um es dann nach seinem Gutdünken zu verteilen. Für die Betroffenen ist es so natürlich etwas schwieriger, an Spenden zu kommen, allerdings haben sie auch die Möglichkeit, selbst auf das Ergebnis Einfluss zu nehmen.
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