Freitag, 23. Oktober 2009

Maximilian: Als der Tank leer war

So, nun hat Papi mich doch endlich an seinen PC gelassen.
Ich hätte Euch sooo vieeel zu erzählen!
Aber ich muss mich kurz fassen, also nur das Wichtigste:

Ich habe jetzt meine erste post-OP-Runde durch die Praxen der Teletón-Ärzte fast komplett hinter mich gebracht. Und alle diese Ärzte haben mich zwischen gut und ausgezeichnet beurteilt. Das geht von Neuro, Ortho, Pedia u.v.m. über Psycho, Sprache, Lungen/Atmung u.v.m. bis hin zu Nutri (Ernährung), Kardio, Denti (Zähne) u.v.m.!

Toll!
Aber ich habe auch keinerlei Hemmungen!
Ich will jetzt zum Beispiel endlich laufen. Frei laufen. Meine Lauf-Therapeutin sagt, ich schaffe das bis Weihnachten. Kann ich Mami und Papi und meiner Taufpatin (die zu X-mas aus Deutschland herkommen wird) eine größere Freude und mir selbst einen größeren Gefallen tun?
Vielleicht nicht, denn vielleicht wünschen sich Mami und Papi manchmal insgeheim, dass ich still, brav und unbeweglich in meinem Bettchen liegen bleibe wie ich es früher tat. Denn eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist - vor allem jetzt, wo ich (fast) überall ankomme, solange ich mich irgendwo festhalten kann - alles, was ich nur irgendwie in die Finger bekomme, so weit wie möglich wegzuwerfen. Das macht Laune!!!
Vor allem, wenn es so schön laut scheppert, weil es sich um Porzellan oder so etwas handelt. Das kann ich dann sogar hören!

Und ich bin jetzt endlich, endlich im Tank! "El Tanque" ist die kleine Schwimmhalle im Therapiezentrum. Nach einem Tanktag redet Papi immer als "Fisch" von mir. Warum wohl?
Nur ist dieser Tage irgendwie einfach das Wasser aus dem Tank weggelaufen. Tank leer - kein Fisch. Tank muss neu gefüllt und Inhalt dann auf Temperatur gebracht werden. Das dauert. Hoffentlich nächste Woche wieder.

Aguascalientes, Behinderung, Down-Syndrom, Fotos, krank, Maximilian, Medizin, Mexiko, storytellers,
Kamera kaputt, also leider kein aktuelles Foto, aber immerhin ein Foto von mir!

Und ich bin seit meiner Operation gar nicht krank gewesen! Erinnert Ihr Euch, dass ich früher am laufenden Bandwurm eine Halsentzündung oder andere Kleinigkeiten hatte? Nix da im Moment. Papi wickelt mich aber auch jeden Morgen schön ein, denn mittlerweile ist hier in Aguascalientes / Mexiko der Sommer in den Winter übergegangen. Herbst gibt es nie so richtig. Und den Unterschied merkt man nur an den Temperaturen, in erster Linie den Nachttemperaturen, weil tagsüber ist es nach wie vor ziemlich warm.

Meine Operationsnarbe sieht schrecklich aus! Für jemanden, der einen solchen Anblick nicht kennt. Für Mami und Papi und die Ärzte sieht sie großartig aus. Und ich mache Popo!!! Ihr macht euch kein Bild. Doof, dass ich immer noch Windeln brauche. Aber die kombinierte Ärzte-Power meinte angeblich, dass der Moment, um mich an die Toilette zu gewöhnen, noch nicht ganz da ist. So richtig können wir alle das nicht glauben, aber andererseits wollen wir den Ärzten vertrauen. Und da unsere Finanzen eh ein wohl vertrautes Dauerproblem sind, kommt es darauf nun auch nicht mehr an. Meint Papi. Finanziell betrachtetes Popo.

Krabbeln! Ihr wusstet doch, dass ich das eigentlich komplett überspringen wollte? Nun - ich habe folgendes getan:
Vor ein paar Wochen habe ich einfach zwei Kinder gebissen. Denn ich bin schlauer als viele Leute glauben. So eine bissige Aktion hat nämlich Folgen. Ich wurde reaktionell in meiner Kinderkrippe in die nächst "größere" Gruppe umgesiedelt. Und ob Ihr´s glaubt oder nicht - ich war keine zwei Tage in der neuen Gruppe, als ich anfing, richtig toll zu krabbeln. Ganz wichtig sei das, sagen die Ärzte, um dann bald vernünftig zu laufen. Aber die Ärzte kennen eben meine Strategie nicht.

Ist eine Vollnarkose ein Schatten am Horizont?
Ja, ist sie!
Der einzige Schatten im Moment.
Es geht um meine Zähne. Auf meinen unteren Weisheitszähnen sitzt ein wenig Karies. Und es gibt nichts, womit man das hätte verhindern können, sagt die Frau Zahndoktor. Aber das und noch einiges mehr in meinem Mund muss behandelt werden. Obwohl ich mittlerweile meine elektrische Brummmm...Summmm...Zahnbürste liebe.
Da habe ich vielleicht sogar einen wertvollen Tipp für meine Kumpels und deren Eltern:
Zwischen den Zähnen sorgt Zahnseide für Sauberkeit!
Und dort, wo Zähne und Zahnfleisch zusammentreffen, sorgt Reiben mit Gaze für kleine Wunder!
Wie auch immer, ich muss wohl oder übel unter den Hammer die Zahnarztlampe. Etwa eine Stunde wird das dauern, was die Frau Doktor da mit mir anstellen will.
Vorteil: Es wird im Teletón stattfinden (= keine großen Kosten für Papi)
Nachteil: Die bereits erwähnte Narkose. Aber Mami & Papi haben sich davon überzeugen lassen, dass es so besser ist, denn es wird weh tun und ich könnte Probleme mit Verkrampfungen oder sogar mit meinem immer noch kaputten Herzen bekommen, wenn wir es ohne das dope machen würden.

Apropos mein kaputtes Herz: Da gibt es kaum Neuigkeiten (@ Gabriela). Es ist kein Notfall, es ist sehr stabil, aber es muss irgendwann gestopft werden, das Loch. Mindestens ein Jahr zwischen Reparatur der Kolostomie und der des Herzens, sagen die Ärzte. Also frühestens September 2010. Im Hospital "La Raza" in Mexiko-Stadt. Au weia - eigentlich will ich nicht wirklich daran denken. Aber ich muss - wir müssen - das wohl irgendwann.

So viel mehr hätte ich Euch gern erzählt, bevor ich ins Detail gehe ... aber Papi braucht die Leitung schon wieder.

Bis zum nächsten Mal also.
Habt ein feines Wochenende!
Euer Max

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3 Kommentare:

Gabriela hat gesagt…

Lieber süsser grosser toller Max
also ich finde es sehr nett von deinem Papi, dass er dir so viel Zeit am PC überlassen hat. Warte einfach in Zukunft nicht so lange, bis du wieder Neuigkeiten postest. Uns interessieren auch kleine Dinge wie Lieblingsessen und zerschlagenes Porzellan im Detail und so. Und mit den ersten Schritte sollst du bitte warten, bis die Kamera wieder ganz ist, ok?
Sprichst du eigentlich mündlich auch deutsch oder doch eher spanisch?
Neugierige, wie du siehst, aber herzlich grüsst dich
Gabriela

Svenja hat gesagt…

Super von dir zuhören Max.
Sag deinem Papa er soll dich öfters an den Rechner lassen.

Ja und das weitwegwerfen fand Marysol auch ganz toll. Besonders wenn es dabei "Kawum" gemacht hat. ;-)

Liebe Grüße
Svenja

Natascha hat gesagt…

Klasse, dass es so super aufwärts geht - wir freuen uns von dir zu lesen, lieber Max!

 
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