Mittwoch, 6. August 2008

Todesstrafe in Mexiko - Stimmen fuer eine Wiedereinfuehrung werden laut

Offiziell wurde die Todesstrafe im Dezember 2005 in Mexiko abgeschafft, verhaengt wurde sie bereits seit den 60-er Jahren nicht mehr.
Nach den juengsten Ereignissen im Land mehren sich allerdings die Stimmen, die eine Wiedereinfuehrung fordern.
Und dies hat nicht etwa damit zu tun, dass der noerdliche Nachbar USA, im speziellen der Bundesstaat Texas eifrig weiter Leute exekutiert, unter anderem auch Mexikaner.
Es hat auch nicht mit direkt mit dem sich rasant ausdehnenden Drogenkrieg zu tun, bei dem Polizisten und andere en Gros hingerichtet werden.
Nein, es hat mit den Faellen zu tun, die in den letzten Tagen und Wochen im Land ein Feuer der Empoerung, aber auch der Ohnmacht und Hilflosigkeit entzuendet hat.

Da ist z. Bsp. der Fall des Babys Naomi, das am vorletzten Sonntag eine verirrte Kugel einer Strassenschiesserei abbekam, die ihr den Magen und den Darm durchloecherte. Sie befand sich im sichersten Teil ihres Hauses.
Die Kleine hat bisher ueberlebt, was aber nicht bedeutet, dass sie ueber den Berg ist.

Da ist der Fall des 14-jaehrigen Fernando Martí (ein Bericht auf Deutsch), der zuerst entfuehrt und dann zusammen mit Chauffeur und Leibwaechter ermordet wurde. Er war bereits tot, als sein Vater das Loesegeld von rund 3 Mio. Dollar bezahlte.
Wie in so vielen anderen Faellen, waren auch bei diesem mexikanische Polizisten beteiligt, und nicht etwa nur irgendwelche armen, unterbezahlten niedrigen Raenge.
Dieser Fall bewegt nun (zumindest anscheinend) einiges, ein paar Koepfe rollen, Praesident Calderón war bei der Trauerfeier anwesend.
Warum?
Weil Fernandos Vater ein wichtiger Mann in Mexiko ist.
Und schon hagelt es wieder Kritik. Bei einer weniger bedeutenden Familie haette sich die Sache im Mediendschungel verloren wie ueblich, und dem ist wahrscheinlich auch so.

Da ist der Fall Mario Alberto Sulú Canché, dem Entfuehrung, Vergewaltigung, Raub und Mord an 3 jungen Maedchen in den letzten 14 Monaten zur Last gelegt wird. Geschehen in Mérida.
Von dort kommt auch eine der Stimmen pro Todesstrafe, naemlich aus dem Mund der gobernadora Ivonne Ortega Pacheco (PRI), die sich damit dem Koordinator ihrer Partei in der Abgeordnetenkammer, Emilio Gamboa Patrón, anschliesst.

Jede Region, jedes Bundesland, jede Stadt und jedes Dorf in Mexiko hat seine eigenen Faelle dieser Art aufzuweisen. Wie steht es nun um die Todesstrafe?
Es ist der ewige Zwiespalt.
Aber gerade von mexikanischer Seite aus, wo die Religion nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert besitzt, muesste man doch vielleicht etwas vorsichter sein.
Wie schimpfte man auf Rick Perry in Texas ob der gestrigen Hinrichtung von José Medellín.
Wie stolz war man, als die Welt dem Land Mexiko bei der offiziellen Abschaffung der Todesstrafe erklaerte, dass sich die USA ein Beispiel daran nehmen koennten.
Weltweit hat sich erwiesen, dass die Todesstrafe im Sinne von Vorbeugung und Abschreckung keine Verbesserungen bringt.

Wie also soll das aussehen im (angeblichen) Land der Verzeihung und Vergebung?
Die Situation ist reif fuer drastische Massnahmen, ohne Frage.
Und in einer solchen Situation koennte derjenige, der die dramatischsten Parolen saet, am Ende eine Menge Waehlerstimmen ernten. Im naechsten Jahr ist es auf lokaler Ebene schon wieder so weit, die Praesidentschaft in Mexiko wird 2012 neu vergeben.
Das sollte man nicht vergessen.

Wie es in der Realitaet mit diesem Thema weitergeht, bleibt abzuwarten.

1 Kommentare:

Suse hat gesagt…

Erinnert mich an mein Lieblingszitat von aa: "Wir töten Menschen um zu zeigen, dass das Töten von Menschen Unrecht ist...?!"

Ich bin dagegen. Und ich habe mich natürlich auch gefragt, ob ich dagegen wäre, wenn mein Kind eines Tages von einem Irren dahingemetzelt wird.

Ja, ich wäre auch dann dagegen.

Ich hoffe, dass sich die Mexikaer und ihre Regierung für den richtigen Weg entscheiden....

Liebe Grüße
Suse

 
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