Montag, 17. November 2008

Weihnachten in Mexiko: Der Heilige Abend - Ablauf, Essen etc.

Nachdem das Wichtigste geklärt ist, kommen wir zum Wichtigsten - dem Essen.
Da gilt es zuerst einmal zu erwähnen, dass jedes Jahr aufs Neue das Wichtigste zuerst organisiert werden muss. Die zeitlich korrekte Teilnahme an der Veranstaltung nämlich. Denn da sind ja nicht nur Eltern, sondern auch Schwiegereltern. Und alle diese Leute zusammen würde man nicht einmal unter den Zuckerhut in Río de Janeiro bekommen. Also muss man sich aufteilen.
Gepflegte Ausnahme: Der Cabronsito. Dessen Eltern leben nämlich etwas zu weit entfernt für einen Kurzbesuch. Was natürlich gnadenlos zur Folge hat, dass die Cabronsitos einen Großsteil der Vorbereitungen im schwiegermütterlichen Haus bewältigen.
Alle anderen versuchen es so einzurichten, dass sie gegen 22 Uhr die Verpflichtungen der anderen familiären Hälfte erfüllt haben. Das heißt, es wird ca. 23, bevor alle zusammen sind und .....
.... zuerst einmal den religiösen Teil des Abends verrichten. Die posadas finden an diesem Abend ihren krönenden Abschluss mit Gebeten, Danksagungen und Bitten, bevor es dann endlich an den Futternapf fein gedeckten Tisch geht.

Damit dieser auch ordentlich vollgepackt erscheint, bekommt jede familiäre Zelle eine oder mehrere Dinge aufs Auge gedrückt, die man zuzubereiten bzw. mitzubringen hat. Da kommt mächtig was zusammen. Nicht nur an Vielfalt, sondern auch an Menge.
Nicht zu vergessen ist das Anstösserchen. Ich hab´s mal mit trockenem Sekt probiert, hatte aber keinen Erfolg damit. Man mag es süß. Widerlich süß. Die mexikanische Cidra in der 58-Liter-Flasche kommt auf den Tisch. Ein Gesöff edles Getränk, welches den Eindruck macht, aus Mineralwasser, ein paar Tropfen Apfelsaft, ganz viel Zucker und etwas Alkohol zusammengesetzt zu sein.

Nun endlich kann gespachtelt werden. Ganz wenig nur von jedem Gericht, um auch wirklich alles probieren zu können. Uffffff.
Nun machen sich die Herren der Schöpfung wieder an ihren Tequila, Whisky, Rum oder was gerade so angesagt ist und schon den ganzen Abend gelöffelt wurde.
Und endlich, endlich kann der Geschenkeaustausch beginnen. Mittlerweile ist es nach Mitternacht.
Bis das letzte Geschenk verteilt, ausgepackt, begutachtet und fotografiert wurde, wird es meist zwischen 3 und 4 Uhr morgens. Selbst die allergrößten Emotionen sind nun nicht mehr ausreichend, um die Kinder wachzuhalten. Falls es da doch eine Ausnahme geben sollte, wird mit Tequila nachgeholfen. (Das war ein Scherz).
Dann geht´s nach Hause in die jeweilige Höhle und es wird ein paar Stunden geratzt.

Wirklich nur ein paar Stunden, denn wir erinnern uns, am nächsten Morgen müssen ja schon wieder Geschenke ausgepackt werden.
Ist dies erledigt, wird die Höhle auch schon wieder verlassen - die Kinder mit ihren frischen Geschenken im Gepäck, denn sie müssen ja vorgezeigt werden. In Richtung schwiegermütterlichen Wohnsitzes geht es nun wieder, denn dort warten immer noch mehr als halb volle Töpfe und Pfannen darauf, in einem vielstündigen kombinierten Frühstück-Mittag- und Abendessen ihres Inhaltes beraubt zu werden. Und selbstverständlich wird gespielt. "Hoch die Tassen" heisst das Spiel, kennt Ihr das? Besonders empfehlenswert für alle, die am 26. Dezember arbeiten müssen. Der ist nämlich kein Feiertag in Mexiko und fällt in diesem Jahr auf einen Freitag. Prima!

"Schlampig" nennt sich übrigens die Kleiderordnung für den 25. Dezember. Wer geduscht und gekämmt erscheint, wird ausgepfiffen.
Viel findet eigentlich nicht statt an diesem Tag. Spielzeuge werden zusammengesetzt und irgendwann macht man sich an das große Saubermachen. Zwischendurch wird immer wieder einmal etwas gegessen. Und die Tassen werden hoch gehalten.
Und es werden wieder einmal Pläne gemacht.
Denn der nächste Feiertag steht ja vor der Tür.

Was machen wir nur am 31. Dezember?!

Spannend, nicht wahr?

 
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