Samstag, 10. Januar 2009

Google Tools: (Angeblich) entführtes Mädchen gefunden

Den eigentlichen Hintergrund der Meldung bezüglich der angeblich von ihrer Großmutter entfuehrten Natalie Maltais kann jeder für sich selbst nachlesen (engl.).
Mir geht es mehr um die Art und Weise der erfolgreich beendeten Suche, denn sie wurde anhand von Lokalisierungsmethoden durchgeführt, die wir eher aus Hollywoodprodukten kennen. Allerdings nicht in den hochgeheimen Kellern von CIA, FBI oder wer auch immer für solche Fälle zuständig ist, sondern mit gewöhnlichen und jedermann zugänglichen Werkzeugen der Internetfirma Google.

Ausschlaggebend war, dass in den USA seit 2005 die Mobiltelefonanbieter verpflichtet sind, einen Großsteil ihrer zu verkaufenden Geräte mit einem GPS-System auszurüsten. Glücklicherweise besitzt Natalie ein solches Telefon.

Police officer Todd Neale in Athol, Massachusetts (Natalies Wohnort) wurde mit dem Fall betraut und machte sich an die Arbeit. Nachdem er Natalies Handynummer erfahren hatte, setzte er sich mit der verantwortlichen Gesellschaft AT&T in Verbindung und erhielt Unterstützung (was nicht einfach so geht - auch die Polizei muss dafuer zuerst einen offiziellen Antrag stellen). Jedesmal, wenn Natalie ihr Handy aktivierte, gab AT&T die entsprechenden Koordinaten an die Polizei weiter.

Außerdem sicherte Todd sich die Hilfe von Athols deputy fire chief Thomas Lozier, welcher über einige Erfahrung mit dem Auffinden von vermissten Feuerwehrleuten per GPS verfügt.

Und jetzt kamen die Google-Tools ins Spiel.
Wer bereit ist, ein wenig Geld in eine höherwertige Version von Google Earth (Google Earth Plus, Google Earth Pro und Google Earth EC) zu investieren, besitzt die Möglichkeit, Wegpunkt- und Trackdaten in selbige zu importieren.

Diese Daten führten die Suchenden nach Virginia, in die Nähe des kleinen Ortes Natural Bridge. Da nicht jeder Leser Google Earth installiert hat, hier die resultierende Kartenansicht in einem weiteren Google-Tool, den Google Maps.

Da die Kartenansicht uns keinerlei Gebäude zeigt, können wir einfach auf die Satellitenansicht umschalten, wo wir erkennen, dass es glücklicherweise nur einen Gebäudekomplex in der betreffenden Zone gibt.

Aber damit sind wir noch nicht am Ende des Flaggenmastes angelangt. Seit einiger Zeit bietet Google innerhalb seiner Maps auch noch die Funktion Street View an, mit deren Hilfe man sich reale Bilder der entsprechenden Gegend ansehen kann. Mehr noch, ganze Straßen kann man "abfahren", dabei nach links und rechts schauen und sich um 360° "drehen".
Und dank dieses Street Views war es nun wirklich nicht mehr schwer, das Motel Budget Inn als Aufenthaltsort Natalies zu benennen, zumal ein großes Werbeschild direkt an der Autobahn steht.

Selbst wenn ich mit dem Umgang der genannten Tools vertraut bin, finde ich diese Geschichte doch irgendwie aufregend. Auch ich hätte Natalie aus Tausenden von Kilometern Entfernung finden können, wenn ich die Daten von AT&T zur Verfügung gehabt hätte.

3 Kommentare:

rolandmex hat gesagt…

Theoretisch ginge das auch in jedem anderen Land, und zwar dann, wenn die Telefon-Gesellschaft ihre Mobilfunk-Sendemasten durchnumeriert und georeferenziert haben. Bei Aussenden eines Signals des Handys (z.B. beim SMS-Verschicken) wird über eine einfache Triangulation die Position des Senders ermittelt, und - schwupp, hat man ihn (naja, zumindest theoretisch).

Sven hat gesagt…

@Roland: Das passiert doch schon lang (und neent sich dann A-GPS).

@Cabronsito: Bin mir nicht bewusst, dass in den USA GPS erfordert oder weit verbreitet ist. Richtiges GPS gibt's eigentlich nur in High-End Telefonen ab ca. US$300. Soweit ich weiss, geht es nur um (irgend-)eine Lokalisierungsmethode, und das kann durchaus auch eine simple Triangulierung sein wie Roland sie beschreibt.

Unknown hat gesagt…

Ich kopiere mal, was viele der Verbreiter dieser Meldung behaupten, Sven:
"Since 2005, US law says that mobile phone providers must be able to locate 67% of callers within 100 metres and 95% of callers within 300 meters.

This requirement has led to GPS capability in most new mobile phones in the US."


Zu finden sein sollte das Ganze offiziell irgendwo auf den Seiten der FCC sein, aber da mag ich jetzt nicht rumsuchen.

 
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