Montag, 23. März 2009

Down-Syndrom in Spanien und in Deutschland, ist der Unterschied wirklich so gravierend?

Vielleicht könnte man anstatt "Deutschland" im Titel auch "dem Rest der Welt" sagen.

Obwohl folgender Pressebeitrag im Feuilleton des Neuen Deutschlands ein wenig hypothetisch ist (ich finde, man kann den im Artikel angesprochenen Erfolg Spaniens nicht an einem einzigen Ausnahmebeispiel belegen) , möchte ich ihn doch nicht nur erwähnen sondern auch aufgrund seiner Kürze komplett kopieren, wobei ich auf das Einverständnis des Autoren Jürgen Amendt und des ND hoffe. Denn zwei wichtige Erkenntnisse spricht Herr Amendt aus. Zwei Punkte, die ich ähnlich sehe und fett gedruckt erscheinen lassen werde.

Vor 34 Jahren zeigte das ZDF die fiktive Lebensgeschichte eines Menschen mit Down-Syndrom. Der Titel verriet damals den Geist der Zeit: »Unser Walter – Leben mit einem Sorgenkind«. Nicht einmal einen Nachnamen brauchte dieser Mensch, der selbst als Erwachsener nur »unser Walter« war und dessen familiäres und soziales Umfeld eigentlich im Zentrum des Interesses stand. In sieben Teilen kämpften die Eltern Walters gegen die Vorurteile einer postfaschistischen Gesellschaft – und mit dem eigenen Schmerz, selbst nicht frei von Ressentiments zu sein. Walter war unter solchen Voraussetzungen Mittel zum Zweck – das Mitleid der Zuschauer ergoss sich über die Eltern, die in jeder Folge stellvertretend für ihren Sohn litten. Aber immerhin keimte dabei so etwas wie Voraufklärung auf: »Der kann nichts dafür, der ist behindert« hieß es fürderhin in larmoyant-verständnisvoller Pose.

Der »Walter« unserer Zeit braucht derlei Mitleid nicht. Er heißt Pablo Pineda, lebt in Spanien, lernte mit vier Jahren lesen, machte Abitur und hat als erster Europäer mit Down-Syndrom ein Uni-Diplom in der Tasche. Möglich wurde das, weil es in Spanien anders als in Deutschland seit Jahrzehnten keine Sonderschulen mehr gibt und daher die Erkenntnis, dass Menschen mit Down-Syndrom durchaus einen IQ haben können, der dem Bevölkerungsdurchschnitt entspricht, weiter verbreitet ist als hierzulande.

Weil Deutschland diesbezüglich noch Entwicklungsland ist, wurde Pablo Pinedas Geschichte am vergangenen Samstag von den meisten Medien nur am Rande wahrgenommen, und dies auch nur deshalb, weil es am 21. März den Welt-Down-Syndrom-Tag gab.


 
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