Es heißt, dass ein Leben in Routine und Alltagstrott langweilig wäre.
Normalerweise unterstütze ich diese Ansicht.
Wenn aber so gut wie alle Dinge, die momentan in Mexiko und meinem Privatleben außerhalb der Routine und dem Alltagstrott liegen, irgendwie negativ behaftet sind, dann entsteht als Summe ein ungutes Gefühl.
Ein belastendes Gefühl, das sich still und leise aber sehr dominant in alle Bereiche meines im Moment nicht so alltäglichen Alltags in Mexiko einschleicht und Konsequenzen zeigt. Es geht hier selbstverständlich um eine sehr persönliche Sicht der Dinge, was beinhaltet, dass Einiges etwas verzerrt dargestellt werden wird, wenn man Objektivität als Grundlage zu Rate ziehen möchte.
Den zyklischen Verlauf eines durchschnittlichen Menschenlebens als Fakt angenommen - Auf und Ab, Sonne und Regen, Weiß und Schwarz ... im Diagramm reden wir von einer Wellenlinie, deren Großsteil grau gefärbt ist (vor allem, wenn man zur Definition der Diagrammpunkte alle wichtigen Teilbereiche zusammenfasst und somit "Gut" und "Schlecht" gegeneinander aufrechnet, bevor man den Diagrammpunkt festlegt) - fühle ich dieser Tage eine fast gerade Linie im Minusbereich. Eher schwarz als grau.
Da ist natürlich zuerst einmal Maximilian. Wenn er von seinen Reisen in die große Stadt berichtet, klingt das harmloser, als es ist. Jedes Mal kommen Max und seine Mutter in schlimmerem Zustand zurück. Trotz der guten Neuigkeiten wehrend der letzten Reise (ein Arzt hat entschieden, dass er seinen Teil der notwendigen Operationen erfüllen wird, ohne darauf zu bestehen, dass die andere OP vorher erledigt wird).
Der Umgang mit der Störung des Biorhythmus´ durch die letztendlich doch schlaflosen Nachtreisen von Aguascalientes nach Mexiko Stadt und zurück ist wohl nicht viel mehr als eine Nervenfrage für uns alle. Man muss aber noch ein paar Details dazuaddieren.
Wie oft und von wie vielen Ärzten wurden wir ob des anscheinend guten Zustands der Colostomie gelobt?! Dabei geht es nicht um "das Innere", sondern um das Drumherum. Was viel behutsame Pflege bedeutet. Da man diese Pflege auf Reisen nicht so einhalten kann wie man gern würde, hat sich diese Situation geändert. Ethische Gründe lassen mich von einem Foto absehen. Die stark entzündete Haut um die beiden offen liegenden Darmausgänge an Maximilians Bauch sieht nicht nur schlimm aus, sondern sie tut auch sehr weh, was uns Max durch unverträgliches Geschrei klar macht.
Weitere Linderungsmöglichkeiten (abgesehen von denen, die wir kennen und beherzigen) liegen außerhalb unserer Kenntnis und Reichweite.
Gerade vor Kurzem war der Schmerz so stark, dass etwas eintrat, dessen Fehlen bisher mein eigenes Herz immer ein wenig beruhigte. Die ViolettFärbung von Maximilians Gesicht in bestimmten Situationen. Immer die erste Frage der Kardiologen und "verwandter" Ärzte. Bisher konnte ich sie verneinen. Seit heute nicht mehr.
Appetitlosigkeit wegen der herrschenden Hitze, unzählige Stiche unsichtbarer Mosquitos und viele andere Kleinigkeiten kommen hinzu. Maximilian leidet. Und es gibt nicht viel, was ich dagegen tun kann. Was in meinen Augen den schlimmen Teil der Situation darstellt.
...........
Ich dachte, ich könnte die Probleme, die mich momentan beschäftigen, in einem einzigen Beitrag ansprechen. Ich habe mich getäuscht. Es wird etwas mehr notwendig sein und die Folgen 2, 3 und 4 (oder mehr - oder weniger) werden sicherlich den Zusatz "in Mexiko" im Titel rechtfertigen.
Für heute wünsche ich ein Gute Nacht!
Mittwoch, 27. Mai 2009
Von der Sehnsucht nach Normalität in Mexiko
um 20:47
Labels: Aguascalientes, Behinderung, Down-Syndrom, krank, Maximilian, Medizin, Mexiko, Philosophisches
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5 Kommentare:
Ich wünsche euch allen, dass sich die Situation bald - sehr bald - bessert.
Ich drücke euch (((cabronsito + Max + Rest cabronsitos Familie))) und wünsche euch einen guten Tag.
LG
Elisabeth
Ach Martin, eine schreckiche Situation das. Schweben im Moment, der nicht schön ist, der einfach nur vorbei gehen soll. Einen geliebten Menschen leiden zu sehen, mit gefesselten Händen-irgendwie. Ich wünsche Euch allen viel Kraft, starke Nerven (die ihr schon viel bewiesen habt, und ja, auch ihr habt ein recht darauf, dass diese Nerven auch mal nicht so stark sind) und noch viel wichtiger- ich wünsche Euch schnelle Entscheidungen, das die Tage des Wartens nur so verfliegen und es voran geht - zu besseren Tagen und ---Normalität in Mexiko.
An Euch denkend,
Claudia
Ich würde Dir gern tröstliche Worte hinterlassen, aber ich finde keine, klingt alles einfach nur abgedroschen und hohl.
Ich kann nur sagen, dass ich Euch allen enorm viel Kraft wünsche und dem kleinen Max, dass er so bald als möglich wieder schmerzfrei ist und die ganzen Quälereien vergessen kann.
Denk an Euch
Tanja
Das schlimmste Gefühl ist die Ohnmacht... Was bleibt, ist euch in Gedanken Kraft zu schicken, damit ihr davon zehrt, davon und von der Hoffnung, dass sich die Dinge bessern. Normalität wird es mit einem besonderen Menschen nie geben, nicht in Mexiko und nicht in China.
Versucht euch Hilfe zu holen wo ihr kriegen könnt. Es müsste doch möglich sein, dass ihr jetzt zB nicht ständig diese horrenden Torturen der Durch-die- Weltgeschichte-Gondelei auf euch nehmen müsst... Würde ich in DF wohnen, hätten Max und Mama dort Asyl, so lange wie nötig.
Ach Mensch, ich hoffe es wird sich bald was finden, damit ihr zumindest wieder etwas mehr zur Ruhe kommt.
LG
Sphynx
Am schlimmsten ist wohl, so viel tun zu wollen und nichts tun zu können, man würde so gerne helfen aber es geht nicht :-((
Ich drück euch alle Daumen, dass sich die Situation bald wieder bessert!!!
Herzliche Huggels, Eveline
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