Montag, 8. Juni 2009

Human Influenza 2009 H1N1: Tendenz steigend - Pandemie Alarmstufe 6 nur eine Frage der Zeit?

Seit etwa einer Woche heißt es, dass die WHO an der Schwelle zum Auslösen des maximalen Pandemiealarms (Stufe 6) stehe.
Um zu verstehen, was das überhaupt bedeutet, soll erst einmal die Wikipedia zitiert werden:

Etymologie

Das Wort Pandemie (πανδημία) ist aus den griechischen Wörtern πάν (Transliteration pán) „alles“ und δήμος (Transliteration démos) „Volk“ abgeleitet, es bezeichnet also etwas, das das ganze Volk bzw. alle ohne Unterschied trifft. Pandemie wird daher nicht, ebenso wenig wie der Begriff Epidemie, für Tierkrankheiten benutzt; bei pandemieartigen Tierkrankheiten wird häufig der Begriff Seuchenzug benutzt. Der Begriff Panzootie beinhaltet zusätzlich das griechische ζώον (Transliteration zóon) für „Tier“.

Definition der Pandemiephasen durch die WHO

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterscheidet zwischen insgesamt sechs Pandemiephasen.[1][2] Die Alarmphasen der Stufen 3 bis 6 sind definiert durch das Ausmaß der Verbreitung einer Infektionskrankheit, unabhängig von den möglichen Folgen hinsichtlich Pathogenität und Letalität.

Phase 1: Es wurde ein neuer Virussubtyp in Tieren entdeckt, der jedoch keine Gefahr für den Menschen darstellt.
Phase 2: Es wurde ein neuer Virussubtyp in Tieren entdeckt, der als möglicherweise gefährlich für den Menschen eingeschätzt wird, da er vereinzelt im Menschen nachgewiesen wurde.
Phase 3: Beginn der Alarmphase: Vereinzelt werden Menschen infiziert, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist jedoch selten und tritt nur bei unmittelbarem Kontakt der Infizierten zueinander auf.
Phase 4: Häufungen von Neuinfektionen ohne nachweisbarem Kontakt der Erkrankten zu bereits Erkrankten, Mensch-zu-Mensch-Übertragungen, aber örtlich begrenzt, was nahelegt, dass das Virus nur bedingt an den Menschen angepasst ist.
Phase 5: Erhebliches Pandemierisiko: Große, aber noch immer örtlich begrenzte Häufungen von Infektionen mit Mensch-zu-Mensch-Übertragungen, was nahelegt, dass das Virus zunehmend besser an den Menschen angepasst, aber noch nicht vollständig von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Mindestens zwei räumlich getrennte Ausbruchsgeschehen in einer WHO-Region.
Phase 6: Beginn der Pandemie: Wachsende und anhaltende Übertragungen von Mensch zu Mensch in der gesamten Bevölkerung. Räumlich getrenntes Ausbruchsgeschehen in mindestens zwei WHO-Regionen.


Definitionen - in diesem Fall eigentlich gar nicht schwer zu begreifen und recht eindeutig. Und trotzdem wie fast immer Auslegungssache. Damit nicht der Eindruck entsteht, ich wolle der WHO in ihre Arbeit hineinreden, sollen die schlichten offiziellen Zahlen der WHO (im Durchschnitt jeden zweiten Tag veröffentlicht) der letzten 2 Wochen ihre eigene Aussage treffen, anhand derer jeder für sich selbst eine Einordnung in die oben angeführten Definitionen vornehmen kann.

Die folgenden Zahlen stehen für:
a) Länder, in denen bestätigte Fälle der Human Influenza 2009 H1N1 vorliegen
b)Fälle weltweit total
c)Todesopfer weltweit total
d)Fälle weltweit neu (seit der letzten Veröffentlichung)
e)Todesopfer weltweit neu (seit der letzten Veröffentlichung)


27. Mai: a)48 ... b)13,398 ... c)95 ... d)444 ... e)3

29. Mai: a)53 ... b)15.510 ... c)99 ... d)2112 ... e)4

1. Juni: a)62 ... b)17.410 ... c)115 ...d)1900 ... e)16

3. Juni: a)66 ... b)19.273 ... c)117 ...d)1863 ... e)2

5. Juni: a)69 ... b)21.940 ... c)125 ...d)2667 ... e)8

8. Juni: a)73 ... b)25.288 ... c)139 ...d)3348 ... e)14

Da die Todesfälle auf die Pandemiephasen keinen Einfluss haben, soll das Fazit dieser Zahlen auf zwei Dinge beschränkt werden:
° Innerhalb der letzten 2 Wochen ist die Zahl der Länder, in denen bestätigte Fälle des neuen Virus aufgetreten sind, um etwa 50% gestiegen.
° Innerhalb der letzten 2 Wochen hat sich die Zahl der bestätigten Fälle weltweit fast verdoppelt.

Ein weiterer Umstand, auf den ich das Augenmerk lenken möchte, sind die jüngsten Zahlen aus Mexiko und den USA - den beiden Ländern, in denen der Virus zuerst auftrat.
In Mexiko (wo man aus politischen Gründen so tut, als gehöre die Human Influenza 2009 H1N1 der Vergangenheit an), sind in den letzten 3 Tagen 154 neue Fälle bestätigt worden und 3 neue Todesopfer zu beklagen.
Noch schlimmer ist die Situation in den USA, wo im selben Zeitraum, also praktisch über das Wochenende, 2163 neue Fälle bestätigt wurden und um 10 neue Todesopfer (von insgesamt 27) getrauert wird.

Viele Leute ziehen gern den Vergleich mit einer "normalen" Grippewelle zu Rate, die jährlich zig-Tausende Leute betrifft und viel höhere Opferzahlen fordert als der neue Virus bisher. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass es sich hier um ein-und-denselben Virus handelt, der weltweit um sich greift. Und das außerhalb einer typischen klimabedingten Grippesaison.
Und selbst wenn die Sterblichkeitsrate (Mortalität) relativ gering ist, so sterben doch Leute. Tendenz (wieder) steigend.
So sollte also auf jeden Fall versucht werden, die weitere Verbreitung des Virus einzudämmen.

Ein Mittel zu diesem Zweck sind die Pandemiewarnstufen der WHO, bei denen es nicht um Panikmache a la Virusfilme geht, sondern eher um Aufklärung, Bewusstmachen und Vorbeugung.

Eine abschließende Bemerkung zur Reisesituation:
Seit geraumer Zeit bereits sind es eigentlich die USA und nicht Mexiko, die man meiden sollte, wenn man daran glaubt, dass die Anzahl der aufgetretenen Fälle dem Risiko einer Ansteckung entspricht. Es folgen Mexiko, Kanada, Australien, Großbritannien, Chile, Japan, Spanien, Argentinien und China, um die Länder zu nennen, in denen mehr als 100 Fälle des Virus bestätigt wurden.

 
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