Dienstag, 14. Juli 2009

Down Syndrom: Laufen lernen beginnt unten!

Selbstverständlich gelten die folgenden Ausführungen für jedes Kind, das Laufen lernt. Da sich aber dieser Entwicklungsschritt bei Kindern mit dem Extrachromosom meist etwas langwieriger und schwieriger gestaltet, ist vielleicht besonderes Augenmerk auf diese zu richten.
Außerdem möchte ich vorab bemerken, dass die Mediziner in Deutschland anderer Auffassung sein können!

Man hat mit mir "geschimpft".
Eigentlich ist es so logisch, aber gerade wegen der Logik verpassen Ärzte und Therapeuten es vielleicht manchmal, einem gewisse Dinge mitzuteilen.
Maximilian scheint nun nah dran zu sein am "Laufen", weshalb wir in den physischen Therapien jetzt vorwiegend daran arbeiten, dies zu unterstützen.
Als ich dem Therapeuten in der letzten Session erzählte, was wir manchmal schon mit Maximilian machen, machte er große Augen, schüttelte den Kopf, bewegte den ausgestreckten Zeigefinger hin und und her und brabbelte "No, no, no, no ...". Ich erschrak richtig.

Worum ging es?
Maximilian mag es sehr gern, wenn man ihn von oben an den Händen hält und und somit "von oben stützt", damit er Laufen kann, weshalb wir diese für uns rückenschädigende Tätigkeit natürlich unternahmen, sobald es sich ergab.
Und das soll gar nicht so toll sein für das richtige Erlernen des Laufens.

Die Erklärung ist einfach:
Wenn man ihn von oben hält, lässt sich der Kleine "einfach hängen". Das Einzige, was er wirklich tut, ist einen Fuß vor den anderen zu setzen. Laufen ist aber viel mehr, und das sollen die Kleinen - in der richtigen Reihenfolge - lernen.

Ganz unten fängt es an, bei den Füßen nämlich. Geht dann über die Beine zur Hüfte und in den Oberkörper. Und wird selbstverständlich vom Kopf gesteuert. Die Arme sind die Extremitäten, die am allerwenigsten mit dem Laufen zu tun haben.
Es geht um Kraft.
Es geht um Gelenke.
Es geht um Balance.
Und vieles mehr.
Weshalb zuerst einmal die Füße und die Beine korrekt vorbereitet und auf Powervordermann gebracht werden müssen. Und das richtige Aufstehen kommt vor dem Laufen! Sind Füße und Beine einmal in Lage, ihre Tätigkeit zu tun, ist die Hüfte dran, die stark sein muss, um den Oberkörper zu steuern, halten und balancieren. Die Hände und Arme sollten vorher geschult sein, damit beim Hinfallen (was nicht ausbleibt) richtig zu reagieren.

Zuerst einmal ist also Stehen angesagt, wobei meine Arme von hinten aus die Beine des Kleinen als Stütze umfassen (und nachdem wir das Fallen trainiert haben) - je weiter unten, desto besser.
Beim Laufen üben dann - die Schritte macht das Kind automatisch, wenn es vorher kriechen und krabbeln vernünftig gelernt hat - ist Stütze bieten nicht nur in Ordnung sondern gerade am Anfang auch notwendig. Wo ich das Kind stütze, ist die entscheidende Frage. Hier gilt, wenn meine Hände direkt am Körper sind, höchstens in Brusthöhe, besser noch an der Hüfte und im Idealfall an den Oberschenkeln. Je mehr "Arbeit" das Kind hinsichtlich des Oberkörpers (und natürlich des Gesamtprozesses) selbst tun muss, desto besser.
Behinderung, Down-Syndrom, Medizin, Maximilian, Mexiko, Down Syndrom: Laufen lernen beginnt unten!, Kind, Down-Syndrom, síndrome de Down, caminar, columpio, SchaukelEs ist auch ganz in Ordnung, dass das Kind die Hände benutzt (und wir es gar nicht mehr berühren, sondern nur die Hände in der Nähe haben für den Fall eines (Hin-)Falles), um sich an etwas festzuhalten (Stange an der Wand, Plastikfahrzeug welches es vor sich herschiebt aber gleichzeitig als Stütze benutzt etc.), aber diese Stützobjekte bzw. der Punkt, an dem das Kind sie anfasst, sollten niemals über Brusthöhe und auch nicht tiefer als in Hüfthöhe des Kindes sein.

Ich denke, es ist einleuchtend.
Wenn das Kind von oben gehalten wird, kommt sämtliche Kraft für die Balance des Oberkörpers und auch ein großer Teil der Kraft, die eigentlich die Beine zur Verfügung stellen sollen, aus den Armen. Den Armen des Kindes und den Armen des Haltenden. Eher eine physische als eine medizinische Rechnung.

Welche ich hier zum Besten gebe, damit man nicht auch mit anderen Eltern schimpft.
Besser gesagt, damit andere Eltern solche kleinen Fehler von vorn herein vermeiden können, wenn sie von anderer Seite nicht ausreichend informiert wurden.

Ach ja - was das Foto mit diesem ganzen Geschreibe zu tun hat?
Rein gar nichts - das ist purer Vaterstolz.

 
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