Update:
Es ist jetzt 20:12 und vor etwa 2 Minuten kam der Anruf, dass die beiden nun endlich "drin" sind. Meine Mami ist also mittlerweile knapp 23 Stunden vor Ort.
Wir 3 Männer - mittlerweile alle schon wieder gesund - haben die letzte Nacht allein in der Höhle verbracht. Für mich, wenn ich einmal genau nachdenke, die allererste komplette Nacht ohne Mami, von Krankenhausaufenthalten einmal abgesehen.
Was ist passiert?
In Aguascalientes wird demnächst ein neues Hospital unter der Regie des "Instituto Mexicano de Seguro Sociál" (kurz IMSS) gebaut werden. Dieser Umstand hat die Schaffung einer ganzen Menge Arbeitsplätze als Folge. Immer noch heißbegehrte Arbeitsplätze, wie sich herausstellte. Wohl weniger wegen der Bezahlung selbst als wegen der Jobsicherheit und der Sozialleistungen.
Da man im IMSS viel Wert auf familiäre Bindungen legt, hat man sich folgendes System bei der Vergabe der Arbeitsplätze ausgedacht:
Jeder Mitarbeiter darf einen Familienangehörigen empfehlen, wobei den Mitarbeitern mit der längsten Zugehörigkeit der Vorzug gegeben wird.
Wie es der Zufall will, ist meine Mami beim IMSS beschäftigt und ihre Zugehörigkeit könnte man so bezeichnen, dass Mami sich zu 100% um mich kümmern können wird, wenn ich 10 Jahre alt werde (ich bin gerade 3 geworden).
Nun hat meine Mami eine Schwester - aus deren Bauch übrigens in den nächsten Tagen mein/e jüngste/r Cousin/e kommen wird, die trotz Universitätsstudiums und ursprünglich ganz anderer Pläne für ihr Arbeitsleben mittlerweile doch die Sicherheit eines Jobs im IMSS vorziehen würde. Also hat Mami sich vorgenommen, sich um die Angelegenheit zu kümmern.
Man sagt, das Interesse wäre eigentlich gar nicht sehr groß gewesen, beim IMSS vorstellig zu werden, und das aus gutem Grund. Angeblich hätte der Verantwortliche beim "sindicato" (Gewerkschaft, zuständig für die Einstellungen und Verträge) gegen ein geringes Entgelt bereits Zusagen für alle zu vergebenden Stellen gemacht. Dieses Pro-Kopf-Entgelt kann man etwa mit 1500 multiplizieren, denn um so viele Arbeitsplätze geht es ungefähr.
Da man in Mexiko aber anscheinend doch einige Dinge verbessern möchte, hat man gestern ein Signal gesetzt. Der genannte Beamte wurde kurzerhand entmachtet und es sollen Leute aus der Zentrale des IMSS in Mexiko-Stadt kommen und die Angelegenheit über die Bühne bringen. Um 10:30 Uhr heute sollen die Tueren geöffnet werden, wobei aber schon vorher "fichas" vergeben wurden.
Als diese Information durchsickerte, liefen die Telefonleitungen unserer Stadt heiß.
Gestern Abend gegen 19:00 standen schon etwa 200 Leute Schlange, um eine dieser begehrten "fichas" zu ergattern. In diesem Moment sind es über 2000.
Und meine Mami entschied sich kurzerhand, sich unters Volk zu mischen, obwohl sie niemanden fand, der heute für sie arbeiten könnte - so etwas geht im IMSS - da alle in Frage kommenden Kolleginnen selbst in der Schlange stehen.
Die Entscheidung wurde kurzerhand gegen 9 Uhr gestern Abend getroffen. Papi packte Mami alles zurecht, was von Nutzen sein könnte: Campingstuhl, Schlafsack, Kaffee & Tee etc.
Das meiste davon war unnötig, wie sich herausstellte, denn - wie auch immer sie es bewerkstelligt hat - Mami fand einen Parkplatz für ihr Auto direkt neben der Schlange. Der Campingstuhl, den sie jemand anderen benutzen ließ, markiert ihren Platz und sie verbrachte den größten Teil der kalten Nacht schlafend im Auto, wie sie uns gerade per Telefon berichtete.
Ihre "ficha" hat sie und meine Tante, die anwesend sein muss, ist mittlerweile vor Ort. Für die Zeit, die Mami wegen dieser Aktion nicht an ihrem Arbeitsplatz sein kann, gibt es eine Sondergenehmigung. Es dürfte also in diesem Moment einige unangenehme Szenen geben im IMSS Aguascalientes, da das Gros der Angestellten entschuldigt fehlt.
Jetzt fehlt nur noch, dass die ganze Aktion auch von Erfolg gekrönt wird. Aber selbst im Falle eines negativen Ausgangs ist Mami meine Heldin Tages.
Hier in der Höhle wäre ihr übrigens wahrscheinlich das Auto aufgebrochen worden, denn Mamis Auto übernachtet auf der Straße und als ich mich mit Papi in aller Frühe auf den Weg in meine KiTa machte, entdeckten wir, dass unserem Höhlennachbar die Autoscheibe eingeschlagen wurde, um das Radio zu klauen. Und Mami "vergisst" nur allzu gern, ihr Radio zu verstecken, wenn sie ihr Auto für längere Zeit abstellt.
Habt eine feine Restwoche
Euer Max
Donnerstag, 21. Januar 2010
Was Mamis Abwesenheit in der vergangenen Nacht mit einem korrupten Beamten zu tun hat
um 08:07
Labels: Aguascalientes, Klatsch, Maximilian, Mexiko, Politik Mexiko, Ratten
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1 Kommentare:
Also bei euch geht es ja auch rund ;-)
LG aus Deutschland
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