Tja, Ihr Lieben.
Ich bin jetzt nicht so ganz schlüssig, wie ich Euch die jüngsten Ereignisse darbieten soll.
Auf gar keinen Fall möchte ich dem Ernst der Situation nicht gerecht werden, andererseits will ich sie auch nicht ernster darstellen, als sie ist. Und ich möchte auch keine Leute, Institutionen oder gar Nationen in irgendeine Schublade stecken.
Was also tun?
Wie wäre es mit "einfach erzählen, wie's rauskommt"?
Okay, ich unternehme den Versuch:
"Wenn der Vorbereitungsprozess zu Irgendetwas relativ chaotisch verläuft, gibt es eigentlich wenig Anlass zu glauben, dass es mit dem Vollzugsprozess anders aussehen wird." - dachte Papi schon vor ein paar Wochen.
Ohne Papi jetzt in einer Liga mit Konfuzius spielen lassen zu wollen, muss ich doch zugeben, dass sein Gedankengang nicht so falsch war.
Wir hatten heute um 14 Uhr einen Termin im Hospital, in dem mein Herz repariert werden wird. Mami und Papi und ich waren gebeten worden, dabei zu sein. Also standen wir um 13:30 Uhr zu dritt auf der Matte. Wir hatten nur eine ungefähre Vorstellung davon, worum es gehen würde. "Ein Gespräch mit den Ärzten" war mehr oder weniger der Einladungstenor gewesen.
Wir ungeduldeten uns ohne Probleme ... die Klinik bietet so viele schöne Ecken, in denen ich mich verstecken kann ... und um 14:30 Uhr gab es keinerlei Aufstand, als das Hospital uns in einer kleinen Futterbude um die Ecke zum Essen einlud. In jenem Moment erfuhren wir auch wieder ein paar Dinge. Der Termin war auf 14 Uhr gelegt worden, weil ein paar Doktoren aus Monterrey, die das Team des Hospitals in Aguascalientes bei den Operationen unterstützen werden, etwa eine halbe Stunde vorher am Flughafen Aguascalientes ankommen sollten.
Selbst mexikanische Inlandsflüge kommen nicht immer ganz pünktlich an und auch Doktoren haben um die besagte Uhrzeit herum manchmal Hunger. Dank eines komplett neuen Kommunikationssystems namens (deutsch) "Handy" erfuhr die Hospitalleitung recht schnell von der Verwirklichung der Hungerbekämpfungsmaßnahmen der Delegation aus Monterrey ... und reagierte.
Gegen 15:30 Uhr war das "um die Ecke-Futtern" erledigt und die komplette Mannschaft marschierte zurück um die Ecke. Und musste jetzt nur noch etwa 20 Minuten warten, um die Information zu erhalten, dass die Königsberger Delegation in ca. 10 Minuten eintreffen würde. Was sie tatsächlich tat.
Und das gab eine sehr fröhliche Begrüßungszeremonie zwischen allen Beteiligten, die sich größtenteils schon kannten. Aufgrund der Verspätung wurde schnell beschlossen, die in jenem Moment notwendigen Worte des Chefs der Königsberger Delegation direkt im Eingangsbereich zu sprechen anstatt im Konferenzzimmer der Klinik. Ein Teil der Worte befasste sich mit dem Vermitteln der Information, dass die gerade angekommene Delegation nur ungefähr die Hälfte der kompletten Delegation darstellte. Die wichtigen 50% der Delegation (sprich die entscheidenden Ärzte) fehlten noch und würden nicht rechtzeitig ankommen, um den vorgesehen Zeitplan der OPs einhalten zu können.
Für mich bedeutete das zu jenem Zeitpunkt nur den Unterschied zwischen einer verbrachten Nacht im Hospital oder zu Hause. Anstatt heute (Dienstag) Abend hospitalisiert zu werden, sollte dies nun morgen (Mittwoch) früh um 8 Uhr passieren. Somit die eigentliche OP eben auch nicht mehr am Mittwoch Morgen, sondern eher am Nachmittag. Viel mehr (ausser dem Essen) kam bei dem heutigen Termin dann auch gar nicht herum, aber mir gefielen diese Wartestunden dort trotzdem ganz gut.
Allerdings - am Mittwoch Nachmittag (also morgen Nachmittag) werde ich mich noch gar nicht im Hospital aufhalten, denn etwa 3 Minuten, bevor ich begann, Euch diesen Bericht zu schreiben, erreichte uns ein Anruf. Die aktuelle Einlieferungszeit lautet jetzt nicht mehr 8 Uhr morgens, sondern 7 Uhr abends am morgigen Mittwoch. Aktueller OP-Termin ist Donnerstag 8 Uhr morgens. Die noch unvollständige Königsberger Delegation hat noch ein wenig am Terminplan herumgefummelt.
Während ich hier die Finger auf die Tasten klopfe, sitzt Mami links von mir und ruft gerade alle Leute an, die höchstwahrscheinlich morgen gegen Mittag höchstpersönlich im "Hospital Cardiológica Aguascalientes" aufgelaufen wären und an der Rezeption nach meiner Zimmernummer gefragt hätten.
In Wirklichkeit ist natürlich nichts weiter passiert, als dass mein OP-Termin um 24 Stunden verschoben wurde. Und ich kann Euch garantieren, dass es nicht unbedingt negative Auswirkungen sind, die heute zu Buche geschlagen haben. Zum einen war da dieses gemeinsame Essen - bei dem plötzlich klar zu werden schien, dass wir (die Beteiligten, Auserwählten, Lotteriegewinner) jetzt keine Konkurrenten mehr sind. Konkurrenten um einen der wenigen zu vergebenden OP-Plätze. Plötzlich waren wir ein Team.
Und nach der Ankunft der "Vorhut" der Königsberger Delegation stellten wir gemeinsam außerdem einen starken Stimmungsumschwung fest. Von angespannten Nerven oder Körpern war auf einmal kaum noch etwas zu bemerken. Ein großer Optimismus machte sich breit.
Und die nächsten und neusten Veränderungen am planlosen Planspiel, die werdet Ihr hier natürlich auch so gut wie live erfahren.
Falls nicht bis morgen 19 oder übermorgen 8 Uhr .... na, dann bin ich eben gerade im OP.
Dienstag, 31. August 2010
Heiteres Termineraten oder Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Uhrwerk
um 20:29
Labels: Aguascalientes, Down-Syndrom, Hilfsprojekte, Maximilian, Medizin, Mexiko, storytellers
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2 Kommentare:
Oh lieber Max, wenn ich jetzt wüsste, wie die Zeitdifferenz zwischen der winzige Schweiz und dem grossen, fernen Mexiko zu berechnen wäre, dann wüsste ich, ob bei dir jetzt der grosse Moment ansteht, ob du jetzt tief und fest schläfst und die ganze Aerztecrew mit deinem Herzen beschäftigt ist. Ich drücke mal einfach zur Sicherheit meine Daumen und hoffe, dass deine Eltern schon ganz bald auf Entdeckungsreise ihres neuen Max gehen dürfen, denn wenn das Schirmchen in deinem Herzen drin soviel bewirkt wie jenes im Herzen von Mirjam, dann werden alle rings herum staunen. Und denk daran, ich freue mich darauf, mitzustaunen! Hoffentlich lässt dich dein Papi bald wieder an den Computer!
Ich drück die Daumen auch für deine Eltern, zu gut weiss ich noch, wie es sich angefühlt hat, da draussen zu warten und nicht zu wissen und zu hoffen und alldas....
Lieben Gruss
Gabriela aus einem sonnigen Spätsommernachmittag jenseits des grossen Wassers
lieber Max,
alles alles Gute und toitoitoi für die OP!!! Lass bald Gutes von dir hören :-)
Liebe Grüße,
Natascha, Andreas, Jana und Max
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